Nairobi/Kinshasa - Dem seit vier Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kongo sind bisher schätzungsweise 3,3 Millionen Menschen zum Opfer gefallen. Die meisten starben an Mangelernährung oder Krankheiten, wie die Hilfsorganisation Internationales Rettungskomitee (IRC) am Dienstag mitteilte. Der Konflikt habe damit inzwischen mehr Todesopfer gefordert als jeder andere seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

"Das ist eine humanitäre Katastrophe von schockierendem Ausmaß", sagte IRC-Präsident George Rapp. Die Opferzahlen überstiegen die des Golfkriegs und aller Kriege auf dem Balkan bei weitem, doch fände der Krieg in dem afrikanischem Land kaum Aufmerksamkeit bei Spendern und den Medien.

Massaker mit 1.000 Toten

UNO-Ermittler untersuchen die Hintergründe eines Blutbades mit fast 1000 Toten im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo (früher Zaire). Wie ein Sprecher der UNO-Beobachtermission (Monuc) am Montag in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa bestätigte, hätten Überlebende den Monuc-Ermittlern von der ethnisch motivierten Gräueltat in der Ortschaft Drodro berichtet. Nach Informationen von UNO-Beobachtern wurden die Zivilisten bereits am vergangenen Donnerstag von Milizkämpfern niedergemetzelt. Die Ermittler seien vor Ort auf mehrere Massengräber gestoßen und hätten unter anderem mit zahlreichen Schwerverletzten gesprochen.

Beteiligung bestritten

"Dies ist der grausamste Einzelvorfall seit Beginn des Bürgerkriegs", sagte Monuc-Sprecher Hamadou Toure dem britischen Radiosender BBC. Ermittler der Monuc untersuchen in der Region nahe der Grenze zu Uganda die Massaker der letzten Monate. Der Anführer der von Uganda unterstützten Rebellengruppe "Bewegung zur Befreiung Kongos" (MLC), Jean-Pierre Bemba, bestritt unterdessen eine Beteiligung an dem Massaker.

Während die internationalen Gegner des vier Jahre währenden Kongokriegs letztes Jahr gemeinsam mit einer Regierung der nationalen Einheit in der Hauptstadt Kinshasa einen Friedenskurs eingeschlagen haben, kommt der Osten des Landes noch immer nicht zur Ruhe. Tausende Menschen starben in Kämpfen zwischen rivalisierenden Volksstämmen und Milizgruppen. Erst Ende März hatten die Konfliktgruppen einen Waffenstillstand für die nordöstliche Unruhe-Provinz Ituri vereinbart. Die von einem UNO-Vertreter vermittelte Einigung sieht die Bildung einer regionalen Verwaltung vor, in der alle Stämme und Rebellengruppen vertreten sind. (APA/dpa)