Der Bundespräsident hat leicht lachen: Als letzten "Staatsbesuch" im alten Jahr empfing er traditionsgemäß die Sternsinger in der Hofburg - und es sieht aus, als könnte er das in einem Jahr wieder tun.

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Wien - Welche Qualifikation soll jemand mitbringen, der sich um das höchste Amt im Staate bewirbt? Geht es nach dem, was eine aktuelle Market-Umfrage ergibt, dann zeigt sich: Er sollte Heinz Fischer sein.

In den neunziger Jahren war es modern, dass Quereinsteiger antraten - als sich 1998 Thomas Klestil um die Bestätigung im Amt bemühte, war etwa der populäre Baumeister Richard Lugner ein viel beachteter Gegenkandidat. Er erreichte 411.378 Stimmen. Die später von der SPÖ engagierte Protestantin Gertraud Knoll kam auf 559.943 Wähler, und sogar der Umweltschützer und EU-Gegner Karl Nowak fand 80.741 Unterstützer.

Sechs Jahre später gab es nur noch zwei Partei-Kandidaten, Benita Ferrero-Waldner aus der ÖVP und Heinz Fischer von der SPÖ. Fischer gewann die Wahl und das Amt. Und wenn es nach dem in einer aktuellen Meinungsumfrage bekundeten Willen der Österreicher geht, dann sollte sich daran auch nach der für den 25. April angesetzten Wahl nichts ändern.

der Standard ließ mehr als 500 repräsentativ ausgewählte Wahlberechtigte vom Linzer Market-Institut befragen: "Ist es Ihrer Meinung nach besser, wenn ein langgedienter Politiker beziehungsweise eine langgediente Politikerin das Amt des Bundespräsidenten ausübt, oder ist es besser, wenn ein Quereinsteiger beziehungsweise eine Quereinsteigerin dieses Amt ausübt?"

Darauf sagten 64 Prozent, dass sie einen Profi bevorzugen würden, nur 17 Prozent wünschen sich einen Quereinsteiger. Je älter die Befragten sind, desto eher wünschen sie sich einen Berufspolitiker im Amt - besonders stark ist der Wunsch unter erklärten Anhängern der SPÖ. Nur unter sehr jungen Befragten gibt es ein nennenswertes Interesse an einem neuen, bisher nicht bekannten Gesicht in der Hofburg.

Wer hat einen Kandidaten?

Bisher hat ja nur Amtsinhaber Heinz Fischer angekündigt, dass er für die nächsten sechs Jahre als Staatsoberhaupt zur Verfügung stünde, wenn er gewählt werden sollte. der Standard ließ fragen: "Derzeit überlegen nun verschiedene Gruppierungen, ob und wen sie eventuell als Gegenkandidaten aufstellen sollen. Ich lese Ihnen nun die einzelnen Gruppierungen vor, bitte sagen Sie mir jeweils, ob diese Gruppe Ihrer Meinung nach einen Kandidaten aufstellen sollte oder ob diese Gruppe darauf verzichten sollte."

Am ehesten wird noch von der ÖVP erwartet, dass sie einen eigenen Kandidaten für die Wahl im April aufbietet: Dafür sprechen sich immerhin 38 Prozent der Befragten aus. Dieser Wunsch kommt in hohem Maße von eigenen Parteigängern, aber auch von deklarierten Anhängern der Grünen. Eine Mehrheit von 49 Prozent ist allerdings gegen die Aufstellung eines ÖVP-Kandidaten - besonders ältere und bildungsferne Befragte äußern sich gegen eine Konkurrenz zu Heinz Fischer.

Für Kandidaten anderer Gruppierungen sieht es derzeit noch düsterer aus:

  • 78 Prozent sind dagegen, dass eine unabhängige Gruppe von Christen einen Präsidentschaftskandidaten aufbietet (sechs Prozent sind dafür).
  • 76 Prozent sagen das über eine unabhängige Gruppe von Senioren.
  • 74 Prozent sind gegen die Aufstellung eines BZÖ-Kandidaten (13 Prozent sind dafür).
  • 66 Prozent sind gegen einen unabhängigen Gewerkschafts-Kandidaten, 64 gegen einen einer unabhängigen Bürgerbewegung.
  • 63 Prozent raten der FPÖ von der Aufstellung eines Kandidaten ab, 62 Prozent den Grünen. 23 bis 24 Prozent würden sich aber einen Kandidaten aus dieser Richtung wünschen.

Gewählt würde so ein Kandidat aber eher nicht: In derselben Umfrage sagen 71 Prozent, dass sie erwarten, dass Bundespräsident Fischer 2010 wiedergewählt wird. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 31.12.2009)