Ein rechtes Wählerpotenzial bildet in Österreich eine Konstante von etwa 25 plus Prozent; daher werden wir uns auch im nächsten Jahr und danach mit den lustigen Streichen und der widerlichen Grundhaltung der heimischen Extrem-rechts-Parteien zu beschäftigen haben.

Diese Konstante aufzubrechen, wäre übrigens die wichtigste politische Leistung, die irgendwer zu erbringen hätte; denn so scheint Österreich auf ewig verurteilt, entweder eine problematische SPÖ/ÖVP-Koalition zu haben oder irgendwelche übelriechenden Koalitionen eines der beiden mit extrem Rechts - und zwar, wenn die anderen Parteien so weitertun, vielleicht sogar einmal mit einem extrem rechten Kanzler (hat es alles schon gegeben: in der Ersten Republik war der Großdeutsche Johannes Schober mit Duldung der Christlich-Sozialen mehrfach Bundeskanzler).

Zum Glück für unsere hilflos-dummschlauen Restparteien und wahrscheinlich auch für unsere Demokratie neigen radikale Bewegungen mit Heilscharakter immer wieder zu Spaltung und Kämpfen unter dem Führungspersonal, weil ja jeder die reine Lehre zu vertreten glaubt.

Derzeit geht der Streit um "Haiders Erbe". So als ob es sich um einen Wert handeln würde. Normalerweise würde man annehmen, dass kein Mensch diesen Trümmerhaufen will - eine ruinierte Bank, ein ruiniertes Bundesland, die Aussicht auf gerichtliche Verfolgung und die Wut der doch langsam erwachenden Kärntner. Aber darum geht es ja nicht. Das glauben sie ja, irgendwie abbeuteln zu können.

Es geht darum, wer das Potential aus frustrierten, wütenden, dumpf protestierenden, ressentimentgeladenen Wählern erbt, das Jörg Haider einmal gehabt und mehr oder minder hinterlassen hat.

Der Bedarf dieser Bürger an krakeelenden, vor jeder Verantwortung scheuenden und dann auch prompt versagenden Krawallpolitikern ist - oder scheint - eben eine österreichische Konstante zu sein; nachdem sich Haider besoffen umgebracht hat, rennen sie eben Strache nach.

Tatsächlich geht ja die Spaltung der FPÖ unter Haider nur auf Strache zurück. Nur weil er fürchten musste, dass Strache beim nächsten Parteitag gegen ihn antritt und einen schönen Erfolg erzielt, gründete Haider überhaupt das BZÖ. Er glaubte, Strache werde in der Luft verhungern. Irrtum: Haider wurde nur Provinzfürst in Lei-lei-Land, Strache der eigentliche Träger der extrem rechten Bewegung - der eigentliche Haider-Erbe.

Nun haben sich ihm die Kärntner Nazi-Enkel angeschlossen. Opa Scheuch (Reichsbauernführer Kärnten oder so was ähnliches) wäre freilich unzufrieden gewesen: Zu seiner Zeit hätte man einen parteiinternen Putsch nicht so humanitätsduselnd durchgeführt. Nun bleibt dem BZÖ-Hinterbliebenen Josef Bucher doch noch die Chance, eine "rechtsliberale" Honoratiorenpartei für Hoteliers, ländliche Tierärzte und Apotheker auf die Beine zu stellen. Mit Petzner, mit Westenthaler, mit Stadler - und mit Haiders Erbe. Ein Bankrotteur als Avatar einer mittelständischen Wirtschaftspartei.

Das Haider'sche Erbe war immer wertlos - eine Mogelpackung aus ungedeckten Schecks und ungehemmter Verhetzung. Für letzteren Artikel finden sich freilich hierzulande immer genug Abnehmer. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe 30.12.2009)