Washington - Nach dem vereitelten Attentat auf einen US-Passagierjet in Detroit hat sich das Terrornetz Al Kaida als Drahtzieher zu erkennen gegeben. Zugleich wurde in einer Internet-Botschaft neue Gewalt gegen US-Ziele angekündigt. Der im Jemen ansässige Regionalzweig der Organisation "Al Kaida auf der arabischen Halbinsel" habe mit dem Bombenanschlag auf "ungerechte amerikanische Aggression auf der arabischen Halbinsel" reagieren wollen, zitierte das auf Terrorismus spezialisierte IntelCenter in Alexandria bei Washington am Montag aus der Mitteilung. US-Präsident Barack Obama ordnete indes an, den Druck auf internationale Terrororganisationen aufrechtzuerhalten.

Das "amerikanische Volk" müsse sich auf neue Attentate einstellen, heißt es in der vom IntelCenter übersetzten Botschaft, der ein Foto des nigerianischen Detroit-Attentäters Umar Farouk Abdulmutallab beigefügt war. "Ich werdet bekommen, was ihr fürchtet", lautet der Text weiter. Selbstmordattentäter stünden bereit. "Wir werden Euch mit Dingen treffen, von denen ihr nichts wisst, weil ihr tötet und deshalb getötet werdet. Unsere Rache ist nahe."

Nach Angaben der jemenitischen Regierung hielt sich Abdulmutallab bis Anfang dieses Monats in dem arabischen Land zu Sprachstudien auf. US-Medien zufolge wurde der Sprengsatz von einem Top-Bombenbauer von Al Kaida im Jemen gebaut. Der 23-Jährige sei auch dort für die Selbstmordmission trainiert worden, berichtete der Sender ABC.

US-Präsident Obama versprach unterdessen eine umfassende Aufklärung des versuchten Attentats und drohte zugleich internationalen Terrorgruppen. Seine Regierung werde nicht ruhen, bis alle an den Plänen Beteiligten zur Verantwortung gezogen sind, sagte Obama am Montag. Die USA würden "jedes Element unserer Macht als Nation" nutzen, um Extremisten zurückzuschlagen, die die USA bedrohen - "ob sie aus Afghanistan oder Pakistan, dem Jemen oder Somalia sind, oder von wo auch immer sie Attacken auf US-Boden planen".

Gerichtsprozess

Abdulmutallab soll am 8. Jänner im US-Staat Michigan vor Gericht erscheinen. Der Attentäter hatte am ersten Weihnachtstag Sprengstoff an Bord eines mit fast 300 Menschen besetzten Airbus der US-Gesellschaft Delta geschmuggelt und vor der Landung in Detroit zünden wollen. Eine Katastrophe wurde vor allem durch das Eingreifen von Passagieren verhindert, aber auch, weil der Zünder versagte.

Bei dem Sprengstoff soll es sich um 80 Gramm des hochexplosiven PETN handeln, das laut US-Medien in die Unterwäsche des Nigerianers eingenäht gewesen sein soll. Abdulmutallabs Name stand zwar auf einer allgemeinen Beobachtungsliste, nicht aber in einem enger gefassten Verzeichnis terrorverdächtiger Personen.

Ein Sprecher des amerikanischen Außenministeriums teilte am Montag mit, die US-Antiterror-Behörden hätten die Information über Abdulmutallab am 20. November erhalten - einen Tag, nachdem sein Vater die US-Behörden über die extremen religiösen Ansichten seines Sohnes gewarnt hatte. Dem mutmaßlichen Flugzeug-Attentäter habe jedoch trotz der Warnungen seines Vaters das Visum nicht entzogen werden können. Dazu seien die Informationen "unzureichend" gewesen.

Der US-Präsident ordnete an, sowohl die bisherige Handhabung von Listen mit verdächtigen Personen wie auch die allgemeinem Sicherheitsvorkehrungen im Luftverkehr grundlegend zu überprüfen. US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano hatte eingeräumt, dass das Sicherheitssystem im Luftverkehr versagt habe. "Unser System hat in diesem Fall nicht funktioniert."

In dem Al-Kaida-Schreiben vom 26. Dezember wird Abdulmutallab als "Bruder" und "Märtyrer" gelobt, der "mutig alle modernen und ausgeklügelten Technologien in Flughäfen in der ganzen Welt passiert" habe. Die Gruppe wirft den US-Streitkräften vor, von Schiffen im Golf von Aden aus Raketen auf den Jemen geschossen zu haben.

Die "New York Times" berichtete am Montag, die USA hätten im Jemen bereits seit längerem eine neue Front im Anti-Terrorkampf eröffnet. In aller Stille hätten die USA eine verdeckte Operation gegen die dortige Al Kaida begonnen. Unter anderem seien schon seit etwa einem Jahr einige der besten im Anti-Terrorkampf geschulten CIA-Agenten in dem arabischen Land, zum anderen hätten Spezialkommandos mit der Schulung jemenitischer Sicherheitskräfte begonnen.

Der versuchte Anschlag hatte weltweit zu verschärften Sicherheitsmaßnahmen auf Flügen in Richtung USA sowie in den USA selbst geführt. Flughafen-Sprecher riefen US-Reisende auf, früher als sonst zum Einchecken zu kommen und möglichst wenig Handgepäck mitzunehmen. Bei British Airways und Air Canada müssen Reisende in der letzten Stunde vor der Landung sitzenbleiben und dürfen nicht ans Handgepäck. (APA/AP/AFP)