London/Brüssel - Die britische Regierung erwägt nach dem Anschlagsversuch auf ein aus Amsterdam kommendes US-Flugzeug, "so schnell wie möglich" Nacktscanner bei den Kontrollen an Flughäfen einzusetzen. Die Geräte seien zwar sehr kostspielig, sagte Innenminister Alan Johnson am Montag in einem Interview mit dem Hörfunksender BBC Four. Großbritannien wolle aber "führend in dieser Technologie" sein. Es gelte zugleich, das richtige Gleichgewicht zu finden zwischen dem vorrangigen Schutz der Bevölkerung und deren Interesse, weiter ein normales Leben zu führen.

In Deutschland verwies der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), auf Nacktscanner, die flüssige oder feste Sprengstoffe erkennen könnten, ohne dabei die Intimsphäre der Passagiere zu verletzen. Mit diesen Scannern könnten 2010 die ersten Probeläufe gemacht werden, sagte Bosbach der "Berliner Zeitung" vom Montag. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), bezeichnete dagegen gegenüber dem Blatt Nacktscanner als Verstoß gegen die Menschenwürde. Er forderte stattdessen eine bessere personelle Ausstattung der Polizei bei den Sicherheitskontrollen an Flughäfen.

EU prüft Sicherheit

In der Europäischen Union werden nach dem vereitelten Terroranschlag die Sicherheitskontrollen auf den Flughäfen überprüft. "Das ist ganz eindeutig ein sehr schwerwiegender Vorfall", sagte Kommissionssprecher Mark English am Montag in Brüssel. "Sobald die Untersuchungen abgeschlossen sind, werden wir unsere eigenen Schlüsse ziehen und entsprechend handeln."

Ein Expertenkomitee für Sicherheit im Luftverkehr werde sich mit den Details des Vorgangs befassen, sagte der EU-Kommissionssprecher. Eine Sondersitzung dieses Gremiums sei jedoch derzeit nicht geplant. Erst im November hatten die Experten empfohlen, das 2006 eingeführte Verbot der Mitnahme von Flüssigkeiten schrittweise bis 2014 auslaufen zu lassen. Darauf hatten sich auch die EU-Regierungen geeinigt. Voraussetzung sei jedoch, dass es bis 2013 Scanner gebe, die Flüssigsprengstoff am Körper von Passagieren entdecken könnten. Zahlreiche Fluggesellschaften haben indes ihre Sicherheitsvorschriften für Flüge in die USA verschärft. Im Folgenden ein Überblick nach Angaben der Unternehmen und von Passagieren, die in den vergangenen Tagen geflogen sind:

- Auf vielen internationalen Flügen in die USA dürfen Passagiere nur noch ein Handgepäckstück mitnehmen. Weitere Teile müssen eingecheckt werden.

- Die Sicherheitsprüfungen vor dem Flug wurden ausgeweitet: Passagiere müssen Metalldetektoren zwei Mal passieren, Gepäckstücke werden von Hand durchsucht, Fluggäste werden gründlicher abgetastet.

- Gesellschaften stellen die Bildschirme aus, die während des Flugs ständig Auskunft über Flughöhe und Standort der Maschine geben.

- In der letzten Stunde vor der Landung müssen die Passagiere alle persönlichen Gegenstände in den Handgepäckfächern verstauen und angegurtet sitzen bleiben.

- Auf einigen Strecken dürfen Passagiere während der letzten Flugstunde keine Kissen mehr benutzen oder Decken auf dem Schoß haben. Es kommt auch vor, dass sie weder Bücher noch Zeitschriften im Schoß oder im Fußraum ablegen dürfen. (APA/Reuters)