Die Umstellung auf moderne digitale Übertragungstechnik ist beim Fernsehen über Antenne weitestgehend gelungen. Beim Hörfunk dagegen ist die Digitalisierung trotz hoher Subventionen vollständig gefloppt. Im Jahr 2010 wollen die Bundesländer nun einen neuen Anlauf starten, mit einer verbesserten Technik, wie der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM), Axel Dürr, erläuterte.

30 Fernsehprogramme

Beim Fernsehen heißt die neue Sendetechnik DVB-T. Damit sind in Deutschland meist rund 20, teilweise sogar etwa 30 Fernsehprogramme zu empfangen, weniger also als per Kabel, aber deutlich mehr als früher über Antenne. In einigen Regionen haben es allerdings die Privatsender aus Kostengründen abgelehnt, die ihnen angebotenen Frequenzen zu nutzen. Im Jahr 2009 wurden die letzten DVB-T-Lücken geschlossen. Die frei gewordenen Funkbänder sollen im Frühjahr zur Nutzung für mobiles Internet versteigert werden.

Beim Hörfunk dagegen hatte die Digitalisierung mit Ausnahme in Bayern keinen Erfolg, wie Dürr erklärte. Als letzte Sender stellten Deutschlandfunk und Deutschlandradio Ende des Jahres 2009 die digitale Hörfunkausstrahlung ein. "Das hat sich nicht durchgesetzt auf dem Markt", sagte Dürr. Die analoge Ausstrahlung über UKW werde aber auf jeden Fall irgendwann enden.

Vorteile des digitalen Hörfunks wären zum einen, dass mehr Sender im verfügbaren Frequenzspektrum unterzubringen wären und der Empfang auch weniger störungsanfällig wäre. Zum anderen könnten zugleich auch Verkehrsfunkinformationen zusätzlich als Text gesendet und auf entsprechenden Empfängern oder Navigationsgeräten angezeigt werden.

Bewerbungsfrist endet am 12. März 2010

Nach einem Beschluss der Länderministerpräsidenten von Ende November sollen nun bundesweite Kapazitäten für das Digitalradio ausgeschrieben werden. Dabei solle die fortentwickelte Technik DAB+ verwendet werden, sagte Dürr. Die Bewerbungsfrist endet am 12. März 2010. Mit dem Neustart des Digitalradios sei, ausreichendes Interesse von privaten Anbietern vorausgesetzt, dann frühestens Anfang 2011 zu rechnen.

Ein Drittel der Kapazitäten sind nach dem Beschluss dem Deutschlandradio zugeordnet. Die beiden anderen Drittel sollen vorrangig an solche privaten Anbieter gehen, durch deren Programme die Meinungsvielfalt in Deutschland gestärkt werde, heißt es in einer Mitteilung der ALM. Schwerpunkte seien dabei in den Bereichen Information, Wirtschaft, Sport, Religion und spezielle musikalische Stilrichtungen zu erwarten.

Nach einer Studie der baden-württembergischen Landesanstalt für Kommunikation, des Südwestrundfunks und privater Radiosender besteht bei den Hörern besonderes Interesse an Nachrichten, regionalisierten Inhalten und Service-Informationen zum Nachlesen, beispielsweise über Wetter und Verkehr. Ob das Interesse bei den Privatsendern ausreicht, erscheint nach Einschätzung von Fachleuten unsicher. Vielen Anbietern könnte die Digitalisierung zu teuer sein, zumal wenn sie weiter über UKW senden dürfen. Welchen Zuspruch die im Januar startende Ausschreibung findet, sei der Lackmustest für den digitalen Hörfunk, sagte Dürr.

Alte Analogtechnik beim Fernsehen gibt es vorerst noch auf zwei weiteren Übertragungswegen: per Satellit und per TV-Kabel. Die Analogsatelliten sollen nach Vorstellung der Landesmedienanstalten im Frühjahr 2012 abgeschaltet werden. Das sollte wenig Schwierigkeiten machen, da nach den Angaben der ALM schon heute knapp 75 Prozent der Satellitenhaushalte ihre Programme digital empfangen. Die Digitalisierung ermögliche ein größeres Programmangebot. Zudem sollten Sendungen in Standardqualität, also nicht-hochauflösendes Fernsehen, auch weiterhin unverschlüsselt zu empfangen sein, hieß es.

Problematischer ist die Lage beim Kabelfernsehen. Dort sehen etwa 70 Prozent der Kunden noch analog, wie Dürr erklärte, obwohl die Kabelanbieter schon seit einiger Zeit massiv für ihre digitale Programmvielfalt werben. Für Analogfernseher sei es vielfach auch ein Argument, dass sie ihre Programme so einfach wie möglich, ohne irgendeine Zusatzbox, empfangen wollten.

Eine Abschaltung auch des analogen Kabel-TV im Jahr 2012 sei sicher noch nicht möglich, sagte Dürr. Aber auch beim Kabelfernsehen sei das Ziel, vollständig auf digitale Übertragung zu wechseln. (APA/APD)