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Foto: AP Photo/Charles Dharapak

Die Verlockung ist groß und die Anbieter wissen das. In Spam-Emails angepriesen versprechen Schein-Universitäten gegen Bares Universitätsabschlüsse. Vom technischen Ingenieur bis zum Chirurgen ist alles drin - je nach dem wie viele Tausender man hinblättern will. Tatsächlich sind derartige Spams nicht bloß heiße Luft. Dahinter steckt ein Netzwerk unabhängig agierender, illegaler Kleinunternehmen, die auf Anfrage Diplome ausstellen und dafür sogar ganze Luftschlösser an Schein-Unis aus dem Nichts stampfen.

Odyssee

In der aktuellen Ausgabe des Wired Magazines (Jan. 2010) wird der Fall eines Physik-Professors geschildert, der zuerst aus Neugier dem Angebot einer Spam-Mail folgte und dann begann, die Zeugnisfälscher zu jagen.

Für 4.400 US-Dollar, so der Mann am anderen Ende der Telefonleitung mit osteuropäischem Akzent, könne er einen Doktor in System Engineering von der "Parkwood University" erwerben. Belustigt und verdutzt begann George Gollin im Sommer 2002 seine Odyssee durch die Welt der gefälschten Diplome. Erstaunt darüber, dass keine breiteren polizeilichen Ermittlungen gegen derartige kriminelle Netzwerke liefen, fing er zunächst an, Listen von Schein-Universitäten im Internet zu veröffentlichen. Schließlich sollte es sogar soweit kommen, dass seine Nachforschungen 2008 ein US-Fälscher-Netzwerk zu Fall brachten.

Milliarden-Geschäft

Was Gollin heraus fand war einerseits die Größe des illegalen Geschäfts mit Diplomen und andererseits, dass derartige Unternehmung in nächster Nachbarschaft stattfinden. Allein in den USA sollen jährlich rund 200.000 falsche Diplome ausgestellt werden. Weltweit würde der Markt 1 Milliarde Dollar pro Jahr abwerfen.

Die Kriminellen agieren dabei in kleinen Zellen. Mit den richtigen Verbindungen kann praktisch jeder eine Uni erfinden und zur so genannten "Diploma Mill" (Diplommühle) werden. Gollin Aufmerksamkeit richtete sich nach den anfänglichen Ermittlungen auf die "Saint Regis University", die sich später als Konstrukt eines besonders schlauen US-Verbrecherpaares herausstellen sollte.   

Partner

Das allgemeine Problem mit gefälschten Diplomen ist, dass man sie recht rasch erkennt. Doch wie der hartnäckige Professor Gollin herausfinden sollte, erhält der Markt Unterstützung von offizieller Seite. Das Paar hinter der "Saint Regis University" spannte nicht nur seine Familie ein, um Diplome zu fälschen, sondern fanden 2002 im vom Bürgerkrieg zerrütteten Liberia einen veritablen Partner. Minister sorgten gegen Gewinnbeteiligung dafür, dass die Scheinuni einen seriösen Unterbau erhielt. Bis Gollin kam finanzierte sich das Paar ein Luxusleben mit falschen Zeugnissen, denn die Nachfrage war und ist groß.

Der Fall der Riesen

Als das FBI 2005 nach mehrmaligem Drängen und drückender Beweislast schließlich einwilligte sich in die privaten Ermittlungen Gollins einzuschalten, dauerte es nicht mehr lange, bis die "Saint Regis University" und ihre Gründer zu Fall gebracht wurden. Der Einsturz des Netzwerks förderte dabei unangenehme Fakten zutage. 

Die Liste der falschen Absolventen war nicht nur lang, sondern beinhaltete auch einige angesehene Bürger. Unter anderem standen ein Mitarbeiter des Weißen Hauses, ein CIA-Angestellter, ein Onkologe der US-Gesundheitsbehörde, ein ehemaliger US-Marschall und ein Angestellter eines Atomkraftwerks im Rampenlicht der Ermittlungen. Gollin hat die Jagd nach Scheinunis nicht aufgegeben und ist laut Wired dabei, seine Erfahrungen in einem Buch festzuhalten. Seine Erkenntnisse werden in akademischen Kreisen wohl noch weite Wellen schlagen.

(zw)