Kairo/Wien - Ein erzkonservativer, aber populärer islamischer Prediger hetzt gegen Christen und will ihnen das Feiern untersagen. Scheich Yussuf al-Kardawi (83) aus Ägypten hat am 11. Dezember eine Fatwa gegen das Weihnachtsfest erlassen, wie  "Spiegel Online" am Mittwoch berichtete.

In Doha, der Hauptstadt des Golfemirats Katar, führt der sunnitische Religionsgelehrte ein islamisches Forschungszentrum. Der Ägypter gilt als angesehene "graue Eminenz" in der islamischen Welt, dessen Einschätzungen mehr Gewicht hätten als die Meinungen der meisten Vertreter des offiziellen Islam, so "Spiegel Online".

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"Araber und Muslime dürfen keine Weihnachtsfeste mehr erlauben", wetterte er in einer Fatwa, einem islamischen Rechtsgutachten.  Solche Feste seien "haram", verstießen also gegen den islamischen Glauben. Kein Geschäft dürfe Weihnachtsbäume verkaufen - eine Praxis, die mit der Ausnahme von Saudi-Arabien in allen Teilen der islamischen Welt üblich ist.

Er könne sich angesichts der Weihnachtstreibens in Doha fast fragen, in welcher Art von Gesellschaft man lebe, einer islamischen oder einer christlichen. "All diese Feiern der sogenannten Geburt von Jesus, des sogenannten Christmas!" Man feiere ja nicht mal die Geburt des Propheten Mohammed - "aber Christmas?" Und das, obwohl die Muslime anderswo den Bau von Minaretten verboten bekämen.

Der Scheich spottete über die Christen, die sich auf kein bindendes Geburtsdatum Christi hätten einigen können. "Die westlichen Kirchenfeiern am 25. Dezember, die anderen am 7. Jänner. Sie sind sich nicht einmal sicher, ob Jesus im Winter oder im Sommer geboren wurde", frotzelte der Imam.

Kardawis Meinung, so "Spiegel Online" gelte etwas in der islamischen Welt - bis heute, wenngleich seine Nähe zu radikalen Imamen und seine prinzipielle Ablehnung eines friedlichen Ausgleichs mit Israel seine Gastgeber in Katar und in anderen arabischen Hauptstädten zunehmend misstrauisch machten. Noch ließen sie ihn gewähren.

"Niemand will das Massenidol antasten", zitierte "Spiegel Online" einen Regierungssprecher in Kairo, der anonym bleiben wollte. "Am liebsten würden die Regimes das Problem aussitzen." Der in der arabischen Welt populäre Fernsehsender Al-Jazeera jedoch ging zunehmend auf Distanz zu Kardawi, je ausfälliger seine politischen Kommentare gerieten. (red/APA)