Dieses Fest kann etwa noch Nächte weitergehen, wenn der Zufall es will.

Foto: Christian Fischer

Yvonne hängte in ihrem Dekorationswahn Lametta an den Luster. Zora wollte aus reinem Protest überhaupt nicht feiern. Bis Leslie ihre Freundinnen zum Tanzen verschleppte. In der Disco gab Zora dem DJ so lange Anweisungen, bis er Zora zur Party-Chefin machte. Leslie wirbelte inzwischen auf der Tanzfläche herum und bildete sich, je länger sie wirbelte, umso fixer ein, ein Paradiesvogel zu sein.
Die Nacht drehte sich um in den Morgen und kippte in eine magische halbe Stunde hinein, in der alles leicht wurde wie Windbäckerei, flirrte wie die Funken von Sprühkerzen und nach Abenteuer roch wie eine Reise ohne Ziel. "Ich bin gerade planlos glücklich", flüsterte Yvonne dem Kellner zu. "Ich weiß jetzt, wie das geht. Wenn wir die Sachen dem Zufall überlassen, dann kann das Unglück ganz zufällig fortfliegen und das Glück zufällig vorbeikommen. Oder die Party weitergehen, obwohl das nicht geplant war. Dieses Fest kann etwa noch Nächte weitergehen, wenn der Zufall es will." Der Kellner war überzeugt, dass Yvonnes Zufall noch lange weiterfeiern wollte.
Und über der Stadt tauchte ein Licht auf, das auf dem Schnee liegenblieb wie eine Idee vom nächsten Jahr. Und als die drei Freundinnen aus der Disco herauskrochen, sahen sie, wie die Engel, die aus den Winkeln und Ecken der Wiener Barockkirchen entschlüpft waren, über dem Donaukanal flogen, nach vorn bis zur Müllverbrennungsanlage und dann wieder zurück. Und Zora und Leslie und Yvonne gingen schlafen. Und sogar der Schlaf überließ ihnen das Lächeln auf ihren Gesichtern. (Adelheid Wölfl/Der Standard/rondo/24/12/2009)