"Der Stern von Bethlehem" in süßer Weihnachtsbäckerei-Darstellung. Traditionell, aber falsch.

Illustration: STANDARD/Michaela Köck

Die Legende ist wohl hinlänglich bekannt: Ein Stern zeigte den drei Weisen aus dem Morgenland, die später die Namen Kaspar, Melchior und Balthasar erhielten, den Weg zur Krippe in Bethlehem. So wurden die merkwürdigen Himmelsereignisse um Christi Geburt im Matthäus-Evangelium beschrieben.

Weitere Berichte sind nicht bekannt, was Wissenschafter natürlich bedauern. Vielleicht könnten sie andernfalls schon mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit sagen, was es mit dem Stern auf sich hatte. So beschäftigen sich Astronomen wie jene der Kuffner-Sternwarte in Wien bei ihren alljährlichen vorweihnachtlichen Vorträgen hauptsächlich mit der Frage, welche Erklärung wahrscheinlich, welche doch eher unwahrscheinlich ist.

Sicher scheint nur, dass die seit dem Renaissancemaler Giotto di Bondone (1305) übliche Darstellung des Sterns von Bethlehem als Komet falsch ist. Dieses große Schneeball-Gas-Gemisch war stets ein Symbol von kommendem Unheil. Der Halley'sche Komet war allerdings nur im Jahr 12 vor Christus zu sehen.

Johannes Kepler ging schon von ganz anderen Überlegungen aus: Die Begegnung der aus Gas bestehenden Planeten Jupiter und Saturn (Konjunktion) und ihre Annäherung an den Mars hätten einen neuen Stern entstehen lassen.

Bis heute sagen Astronomen: Im Jahr sieben vor Christi Geburt, einem möglichen Geburtsjahr von Jesus (die gängige Zeitrechnung nach dem Mönch Dionysius Exiguus ist falsch), habe es eine dreifache Konjunktion zwischen Jupiter und Saturn gegeben - und zwar im Sternbild Fisch. Jupiter stand für König, Saturn war der Planet des jüdischen Volkes, Fisch stand für Fruchtbarkeit. Die Gelehrten aus dem Morgenland, Priester mit einer Ausbildung zum Astronomen, konnten die "Botschaft" nur so deuten. Da sie kein Teleskop hatten, weil es noch nicht erfunden war, sahen sie die beiden sich einander so stark angenähert habenden Planeten als einen Himmelskörper.

Keine Supernova

Gegen die Theorie der Supernova spricht, dass die Weisen den "Stern" über einen längeren Zeitraum sahen. Eine Sternenexplosion sei nicht so lange zu sehen, erzählen Astronomen der Kuffner Sternwarte. Auch der zeitliche Ablauf der drei Konjunktionen könnte passen: Die erste nützten die Weisen zur Deutung, die zweite, voraussichtlich im Oktober des Jahres sieben vor Christi Geburt, veranlasste sie zum Aufbruch. Eine Reisezeit von sechs bis acht Wochen eingerechnet, wäre sich der Besuch in Bethlehem sehr gut ausgegangen.

Aber sicher ist natürlich auch das nicht. So wie laut der Astronomin Maria Firneis nicht einmal sicher ist, dass drei Weise zum Neugeborenen kamen. Vielleicht waren es ja auch vier, vielleicht auch fünf.

Interessant scheint auch die Überlegung des steirischen Astronomen Konradin Ferrari d'Occhieppo, der Ordinarius des Lehrstuhls für Theoretische Astronomie an der Uni Wien war: Er ging von einem Lichtkegel in der Abenddämmerung aus, den die beiden Planeten warfen, und bei ihrem Ritt von Jerusalem nach Bethlehem auf das Ziel der Reise deutete. Diese Lichtkegeltheorie wird bis heute in Planetarien und Sternwarten gerne erzählt. (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe, 23.12.2009)