Berlin - Weder Krise noch Kälte samt glatter Straßen haben die Deutschen davon abgehalten, im Advent die Läden zu stürmen. Gar als "fantastisch" bezeichnet Ulrike Hörchens vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels das letzte Adventwochenende. Auch mit den Umsätzen in den Wochen zuvor sind die Einzelhändler sehr zufrieden.

Besonders begehrt sind bei den Kunden Flachbildschirme, elektronische Bilderrahmen, Spielekonsolen, Mützen, Schals und warme Jacken. Spürbar mehr Nachfrage gibt es nach Büchern - wohl dank der deutschen Autorin Herta Müller ("Atemschaukel" ), die dieses Jahr den Literaturnobelpreis erhalten hat. Einen Run auf Geschenke erwarten die Händler bis zu Ladenschluss am 24. Dezember. "Last-Minute-Käufer" sollen die Bilanz noch verbessern.

"Leicht über dem Vorjahr" werde der Umsatz bei Spielwaren liegen, sagt Hermann Otten, Vertriebschef des Ravensburger Spieleverlags. Denn: "Auch in der Krise wird zuletzt an den Kindern gespart." Insgesamt hofft der Handel auf einen Umsatz von 73 Milliarden Euro. Das wären 1,5 Prozent weniger als beim Weihnachtsgeschäft im Vorjahr.

Doch der Jahresend-Trend zum offenen Geldbörsel wird sich im kommenden Jahr nicht fortsetzen. Die deutsche Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), die monatlich die Laune der deutschen Verbraucher untersucht, stellte für den Jänner 2010 zum dritten Mal in Folge fest: Die Stimmung der Verbraucher trübt sich ein. Aus Sorge um den eigenen Arbeitsplatz, aber auch weil sie steigende Preise bei Öl und Gas erwarten, wollen die Deutschen nicht mehr so viel Geld ausgeben.

Edeka statt Ibiza

Abnehmen wird nach Ansicht von Experten die Bereitschaft, Möbel anzuschaffen. Auch auf dem Automarkt zeichnet sich ein Einbruch ab. Viele Deutsche haben 2009 einen neuen Wagen gekauft, um von der Abwrackprämie zu profitieren. Der Trend zu Reisen werde ebenfalls zurückgehen. "Edeka statt Ibiza" lautet laut GfK-Experten Klaus Wübbenhorst das Motto für 2010. Soll heißen: Die Deutschen fahren weniger weg, genießen dafür aber hochwertigere Lebensmittel in den eigenen vier Wänden. Edeka, einer der größten deutschen Lebensmittelketten, bemerkt jetzt schon verstärkten Appetit auf Riesengarnelen.

Insgesamt jedoch geht die GfK davon aus, dass die Ausgaben für den privaten Verbrauch im kommenden Jahr stagnieren. 2009 trotzten die Deutschen der Krise noch und trugen mit einem Zuwachs von 0,5 Prozent beim privaten Konsum dazu bei, die Konjunktur nicht ganz so stark einbrechen zu lassen, wie zunächst erwartet.

Doch auch wenn die Verbraucherstimmung der Deutschen zum Jahreswechsel eher düster ist - sie gehen grundsätzlich davon aus, dass sich die moderate Erholung der deutschen Wirtschaft im Jahr 2010 fortsetzen wird. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.12.2009)