Sprichwörtlich wird der Kürze gerne Interessantes attestiert, obwohl Internet-Adressen zu konkreten Seiten selten kurz sind. Dafür sind sie häufig, weil datenbankgeneriert, schlichtweg unleserlich. Das führt leicht zu Fehlern bei der Wiedergabe, aber vor allem: Sie lassen sich in dieser Form nicht in Kurzmitteilungen auf Twitter oder Facebook verpacken.

Um dieses Problem zu lösen, hat die unsichtbare Hand, die auch das Internet steuert, sogenannte URL-Shortener geschaffen, die aus langen "Uniform Resource Locator" (URL), den Adressen im Internet, kurze macht, etwa nach dem Muster http://bit.ly/4ZCs9Q. Dies nimmt von den 140 Zeichen, die in einem Tweet möglich sind, nur 20 Zeichen weg, während die dahinter stehende Original-Adresse 141 Zeichen hat.

Hobbys

Waren URL-Shortener wie das seit 2002 bestehende TinyURL anfangs häufig Hobbys ihrer Betreiber und ein Liebesdienst für andere User, so ist in den letzten Monaten ein regelrechter Wettkampf um diese Angebote ausgebrochen. Das hat mit vor allem mit einer Eigenschaft zu tun: Sie erfassen, welche empfohlenen Links auch tatsächlich angeklickt werden, und erlauben es, den Weg einer Geschichte im Internet zu verfolgen. Diese Funktion hat auch den Elefanten im Onlineuniversum geweckt: Seit kurzem versucht sich Google mit Goo.gl, seinem hauseigenen Verkürzungsservice, das derzeit jedoch nur in Zusammenhang mit Google-Angeboten URLs verkürzt.

Vor allem Bit.ly hat sich, von seiner Popularität in der Twitter-Community nach oben getragen, als innovativer Marktführer hervorgetan, mit einer Reihe kommerziell verwertbarer Dienste rund um seine Basisfunktion. Wenn jeder Buchstabe zählt, gibt es j.pm als Verkürzer - die kürzestmögliche Adresse eines URL-Shortener. Seit vergangener Woche bietet Bit.ly Pro Verlagen die Möglichkeit, eigene Kurz-Adressen zu verwenden, wie nyti.ms für Artikel, die direkt von der Website der New York Times gepostet werden. 1000 Verlage sollen sich schon für den Dienst entschieden haben, schreibt Bit.ly auf seinem Blog.

Ein Ergebnis seiner Statistiken über angeklickte Webseiten hat Bit.ly am Montag als Experiment online gebracht: Bitly.TV, das die gerade meistgesehenen Videoclips im Internet (auf Basis von Bit.ly-URLs) zusammenfasst und die sich ständig ändern. (Helmut Spudich, DER SANDARD Printausgabe, 22. 12 2009)