Paris - Nach einer Störung in einer Verteilerstation ist in Frankreich für zwei Millionen Menschen der Strom abgestellt worden. Betroffen sei der Südosten des Landes, teilte der Stromnetzbetreiber Reseau de Transport d'electricite (RTE) am Montag mit. Damit solle ein "völliger Black-out" in der Region mit der Großstadt Marseille vermieden werden.

Ohne Strom waren am Nachmittag unter anderem ein Teil des Stadtzentrums von Marseille sowie einige Viertel von Nizza. Dort sei der Stromverbrauch angesichts der kalten Temperaturen sehr hoch gewesen, sagte ein Sprecher von RTE. Die Ursachen der Panne in einer Verteilerstation bei Avignon seien noch ungeklärt. Wie lange die Betroffenen ohne Strom auskommen müssen, teilte die Filiale des Elektrizitätskonzerns EDF zunächst nicht mit. Am Wochenende waren die Temperaturen im Mittelmeerraum zeitweise unter den Gefrierpunkt gesunken. Am Montag kletterte das Thermometer in der Region aber wieder auf plus zehn Grad.

Atomreaktoren abgeschaltet

Ein Stromausfall war angesichts der Kältewelle der letzten Tage befürchtet worden. Ein Grund dafür ist, dass derzeit mehrere der 58 Atomreaktoren des Landes abgeschaltet sind. In den Anlagen werden Wartungsarbeiten nachgeholt, die im Frühjahr wegen eines Streiks aufgeschoben werden mussten. Atomkraftgegner machen auch das Alter der französischen Atomkraftwerke für die vielen Ausfälle verantwortlich.

Hinzu kommt, dass in Frankreich viele Gebäude, auch Sozialwohnungen, mit Elektroheizungen ausgestattet sind. Damit steigt der Stromverbrauch vor allem morgens und abends sehr stark an. Die Behörden forderten die Franzosen seit mehreren Tagen auf, ihren Stromverbrauch zu Spitzenzeiten zu drosseln.

Seit einigen Wochen muss Frankreich, traditionell ein Stromexporteur, erstmals seit 27 Jahren wieder Elektrizität aus seinen Nachbarländern importieren. Am vergangenen Mittwoch wurden nach Angaben von RTE 6650 Megawatt Strom aus anderen Ländern importiert - dies entspricht der Kapazität von sechs Atomreaktoren. (APA)