Joachim Król

Foto: ZDF/Michael Boehme

Viel Mut zum Risiko beweisen die Tatort-Programmmacher mit der Entscheidung, künftig Joachim Król auf Mörderjagd zu schicken, zwar nicht. Als Zeichen für den Wunsch, die bisherige Qualität zu halten, geht Król aber ohne weiteres durch. Als Kommissar Lutter machte Król seine Sache gut. Wiewohl es auch weniger Gelungenes gab. Das sperrige Ruhrgebiet passte zum Beispiel eindeutig besser zu Król als Venedigs Kanallandschaften: Als Commissario Brunetti war für ihn in einer völlig verkehrten Donna-Leon-Reihe wenig zu holen.

Im Gespräch als Frankfurter Tatort-Kommissar war offenbar auch Christoph Waltz (Inglourious Basterds). Die Herausforderung, den Tatort zu entstauben, hätte den Oscar-Nominierten reizen können. Als Paradebösewicht war und ist er in deutschen Krimis beinahe immer der Mörder vom Dienst. Als Ermittler hätte er die Grenzen des Genres dehnen können, das über weite Teile unter starren, wenn nicht gar erstarrten Strukturen leidet. Die Hessen haben gezeigt, dass sie mit Andrea Sawatzki einige Male willens waren, diese erstarrten Strukturen aufzulösen. Kaum ein Ermittlerpaar polarisierte zudem wie Charlotte Sänger und Jürgen Dellwo. Deren Profile waren so scharf gezeichnet: Die einen mochten sie, die anderen gar nicht. Gut so.

2010 geht der erste Tatort mit dem neuen Kommissar in Produktion. Wer ihm zur Seite steht, entscheidet der Sender bis Jahresende. Davor gehen Sawatzki und Jörg Schüttauf noch zweimal auf Mörderjagd. Am 3. Jänner läuft als erster Tatort des Jahres 2010 Weil sie böse sind. Der letzte Auftritt der beiden folgt im Herbst mit Am Ende des Tages. Die Lücke, die Sawatzki hinterlässt, vermag Król nur schwer zu schließen. Er wird sich anstrengen müssen. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 22.12.2009)