Innsbruck - Eigentlich wollten die 13 Kulturvereine des Bierstindl - von den Ritterspielen über das Literaturmagazin Cognac&Biskotten bis zur Initiative Minderheiten - vereint protestieren. Doch der Protest wurde am Freitag kurzfristig abgeblasen. Ganz plötzlich habe Kulturlandesrätin Beate Palfrader (VP) nun doch "Gespräche über (weiteres) Geld" angekündigt: Geld, das erst vor wenigen Tagen gestrichen worden war.

Bis Oktober schien die Welt der Bierstindl-Vereine in Ordnung. Obwohl sich mittlerweile rund 430.000 Euro an Schulden angehäuft hatten: Die Instandhaltungskosten für den alten Gasthof überstiegen die finanziellen Möglichkeiten der Vereine. Eine Umschuldung durch die Hypo-Landesbank und eine Finanzspritze des Landes in der Höhe von 3,5 Millionen Euro sollten dem Verein das Überleben sichern. Sogar Umbauarbeiten am maroden Gasthof waren für 2010 geplant. Alles, was nicht unter Denkmalschutz stehe, sollte abgerissen werden. Doch dann sprang die Landesbank ab und die geplante Umschuldung platzte.

In Internet-Foren fanden sich binnen weniger Tage an die 3000 Unterstützer zur Rettung des Bierstindl. Die Grünen kritisierten den Schwenk in der Kulturpolitik. Immerhin hatte das Land selbst den Kulturgasthof den Vereinen geschenkt. Seit Jahren sei bekannt, dass das Haus eine Bauruine sei, die Schulden also kein Verschulden der Vereine. Das Bierstindl scheine zum Opfer von "Hypokrise" und "kulturpolitischer Landeskrise" zu werden. Auch die Stadt wollte keine Haftung für den Kulturort übernehmen. Dazu wurden die jährliche Subvention aus Innsbruck ausgesetzt - man wolle auf eine (finanzielle) Entscheidung des Landes warten.

Geld gibt's jetzt offenbar doch - vom Land. Freitagmittag wurde die Abwendung eines Konkurses und die Fortführung des Kulturprogramms bekanntgegeben. Für den Grünen Gebi Mair ist dies noch keine "Rettung" des Bierstindl: Das Land dürfte lediglich eingesehen haben, dass die Liegenschaft des Bierstindl (Wert 1,5 Millionen Euro) bei einem Konkurs nicht unbedingt an das Land zurückfalle. (Verena Langegger, DER STANDARD Printausgabe, 19./20.12.2009)