Wien - Die Verleihung des Goldenen Ingenieurdiploms an den Holocaust-Leugner Walter Lüftl - der Standard berichtete in der Freitagsausgabe - sorgte allerorts für Entrüstung. Raimund Fastenbauer, Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde, fordert die Technische Universität Wien auf, Lüftl das Diplom abzuerkennen.

Ähnlich äußerte sich auch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP): "Einen Revisionisten, der öffentlich behauptet, es hätte keinen Massenmord in den Gaskammern von Auschwitz geben können, mit der feierlichen Erneuerung seines Titels zu ehren, ist inakzeptabel. Für Menschen, die das NS-Regime verharmlosen, darf es keine Ehrungen und Anerkennungen irgendeiner Art geben."

Eine Aberkennung des Diploms forderten auch Wolfgang Moitzi, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend, und die Österreichische Hochschülerschaft. Sigrid Maurer vom ÖH-Vorsitz: "Einer Person eine Auszeichnung zu verleihen, die die Verbrechen des Nationalsozialismus herunterspielt, wie es die TU macht, ist verantwortungslos - die Rücknahme von Lüftls Ehrung ist hier definitiv angebracht."

TU-Rektor Peter Skalicky verteidigte sich unterdessen auf der Uni-Homepage:"Der Rücktritt von Herrn Lüftl als Präsident der Ingenieurskammer 1992 war mir noch in Erinnerung, nicht jedoch die weiteren an seine Person gerichteten Vorwürfe, die unter Holocaust-Leugner subsumiert werden."

Dies entspricht nicht ganz den Tatsachen: Beim Telefonat mit dem Standard am Donnerstag hatte Skalicky über das Gutachten von Lüftl sehr wohl Bescheid gewusst. Eben deshalb hätte er bei der Fakultät nachgefragt. Und diese hätte die Verleihung befürwortet. "Ich persönlich habe auch keine Veranlassung gesehen, Lüftl das Goldene Diplom nicht zu verleihen."

In seiner Stellungnahme vom Freitag bedauert Skalicky hingegen "außerordentlich" , dass die Erneuerung des Ingenieurdiploms von Lüftl "ein schiefes Licht auf die TU Wien wirft, was in keinster Weise gerechtfertigt" sei. Da Wissenschaftsminister Johannes Hahn (VP) ob der "sehr unsensiblen Vorgangsweise" von Skalicky die Einleitung "entsprechender Schritte" fordert hat, gab der Rektor bekannt, eine vierköpfige Kommission einzurichten, die den Fall Lüftl prüft und Maßnahmen für die zukünftige Vorgangsweise vorschlagen soll. Die Kommission werde ihren Bericht Anfang 2010 abliefern. Sollte Lüftl seiner Alma Mater keine Ehre gemacht haben, "würden wir ihm auch nicht zum Jubiläum gratulieren wollen", so der TU-Sprecher. (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 19./20.12.2009)