Im Büro von VP-Chef und Vizekanzler Josef Pröll zeigt man sich "verwundert" über den Protestbrief der ZiB-Redakteurssprecher gegen die Bestellung von Journalist Richard Grasl auf VP-Wunsch zum Finanzdirektor -
DER STANDARD berichtete. Für die ZiB-Leute ein "Rückschritt in die finstersten Zeiten parteipolitischer Besetzung": Die VP wolle Grasl "als politisches Gegengewicht zum SPÖ-nahen Generaldirektor".

Alle Couleurs haben Grasl gewählt, betont man bei Pröll und kann "keine einseitige Bestellung erkennen". Zwei der drei bürgerlichen Redakteurssprecher, Stefan Gehrer und Angelika Ahrens, ging das Schreiben Freitag dann doch "zu weit". Gehrer argumentiert, er habe "unter Zeitdruck" zugestimmt. Bei der ORF-Weihnachtsfeier redete Grasl lange auf Redakteurssprecher Dieter Bornemann ein. Bornemann betont auf Anfrage: "Es geht nicht um die Person Richard Grasl, es geht um das Prinzip von Postenbesetzung im Politzusammenhang." 

"Die Aussagen des ORF-Redakteursrats sind ein deutliches Warnsignal vor einem drohenden verstärkten rot-schwarzen Eingriff in die Berichterstattung", meint der ORF-Sprecher der Grünen, Dieter Brosz. Die Warnung des Redakteursrates müsse ernst genommen werden.

Weder ORF-Chef Alexander Wrabetz noch Grasl waren für Stellungnahmen zum Protestbrief erreichbar. (fid, DER STANDARD; Printausgabe, 19./20.12.2009)