Wolkenstein/Grödnertal - Der Salzburger Michael Walchhofer könnte am Samstag zum dritten Mal in Folge den Abfahrts-Klassiker in Gröden gewinnen. Dieses Kunststück ist bis dato im Weltcup lediglich der österreichischen Abfahrtslegende Franz Klammer gelungen, der 1975 und 1976 (Doppel-Abfahrt) den Hattrick schaffte. Walchhofer geht mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch ins Rennen, denn den Super G verbremste er, blieb außerhalb der Top-Ten und damit deutlich hinter den Erwartungen.

Die Konkurrenz weiß dennoch, dass der Sieg am Samstag wohl nur über den 34-jährigen Hotelier aus Zauchensee führt. "Gröden ist sein Wohnzimmer. Michi muss hier nur starten und ins Ziel kommen, dann ist der schnell", erklärte Didier Cuche (SUI), einer der schärfsten Konkurrenten. "Er ist der Mann, den es hier zu schlagen gilt", meinte auch Bode Miller (USA). Und ÖSV-Teamkollege Mario Scheiber weiß: "Wenn der Walchi nicht vorne ist, dann muss irgendwas passiert sein, wie Rückenwind oder Seitenwind."

Besteht bei dieser klaren Favoritenrolle die Gefahr von zu viel Selbstsicherheit? "Die Gefahr existiert. Aber ich bin erfahren genug, um zu wissen, dass man sich keineswegs zurücklehnen darf. Man muss jedes Mal aufs Neue attackieren, Schönheit verliert hier in Gröden", berichtete der dreifache Abfahrts-Weltcup-Sieger, Weltmeister 2003 und Olympia-Zweite 2006.

Spätestens der Super G war aber wohl ein richtiger Weckruf für Walchhofer. "Eigentlich hätte ich gnadenlos attackieren wollen. Stattdessen habe ich an den entscheidenden Passagen einen Rückzieher gemacht und herumgeschwungen. Das ärgert mich fürchterlich, dass mir so etwas trotz jahrelanger Erfahrung passiert", ärgerte sich Walchhofer, der hinzufügte: "Vielleicht hab ich im Super G zu viel über meine Rolle als Familienvater nachgedacht."

Für die Abfahrt hat Walchhofer vor allem Cuche und Geheimfavorit Hans Olsson auf der Rechnung. Im oberen Teil, in dem die Linkskurve vor dem Looping-Sprung eine absolute Schlüsselstelle ist, will Walchhofer die möglicherweise entscheidende Zeit gegen den Schweizer gutmachen, im technischen Mittelteil (u.a. mit der Ciaslat-Wiese) möchte er den Schweden abhängen. "Aber im Grunde darf ich mich nur auf mich selbst konzentrieren, abgerechnet wird dann im Ziel."

Dass er Klammer den Gröden-Hattrick nachmachen könnte, ist für Walchhofer vor dem Rennen nur ein Randthema. "Diese Geschichte ist bei mir nur präsent, weil ich danach gefragt werde. Deshalb will ich am Samstag nicht mehr oder weniger gewinnen. Aber wenn ich es wirklich schaffe, dann wäre es im Nachhinein sicher schön." (APA)