Anpacken - das hat Uwe Scheuch seit frühester Kindheit gelernt. Der Architekt der Wiedervereinigung des Kärntner BZÖ mit der blauen FPÖ hatte schon bald nach seiner Geburt den Vater verloren. Dieser war mit seinem Traktor bei der Arbeit tödlich verunglückt. Mutter Helma stand über Nacht mit ihren beiden Buben und einer großen Landwirtschaft nebst Sägewerk allein da. Uwe Scheuch und sein älterer Bruder Kurt bewirtschaften trotz Politik den stolzen Sternhof bei Mühldorf in Oberkärnten noch heute selbst mit ihren Ehefrauen in einer Art Familien-WG.

Das Schicksal schlug später bei den Scheuch-Brüdern ein zweites Mal zu: als ihr politischer Übervater Jörg Haider vor knapp einem Jahr ebenfalls bei einem - allerdings selbst verschuldeten - Autounfall zu Tode kam.

Nach dem Ableben Haiders packte der heute 39- jährige Uwe Scheuch seine bisher größte Herausforderung an: Er übernahm als Parteichef Haiders größte Erbmasse, das Kärntner BZÖ, um es jetzt in den Schoß der blauen Mutterpartei zurückzuführen.

Ob mit der blitzartig durchgeführten Fusion tatsächlich Haiders letzter Wille exekutiert wurde, bleibe dahingestellt. Dem Willen des forschen, aus altem freiheitlichem Parteiadel stammenden Brüderpaares Uwe und Kurt entspricht die Heimkehr in die blaue Heimat auf jeden Fall. Denn freiheitliche Politik deutsch-nationaler Prägung nimmt in der Scheuch-Familie, die sich in der Tradition der Kärntner "Freisassen" oder "Herrenbauern" sieht, von jeher einen zentralen Stellenwert ein.

Großvater Robert Scheuch war einst glühender Nationalsozialist, später VdU- und FPÖ-Mitbegründer. Er pflegte auch eine enge Freundschaft zu Haiders Vater Robert. Den Jörg habe man erstmals bei einem Kathreinkränzchen in Mühldorf kennengelernt, erzählt Uwe. Von da an sei man seinem politischen Weg bedingungslos gefolgt, wobei der jüngere Uwe zunächst im Schatten seines Bruders, dem "Reißwolf" von Knittelfeld, stand.

Doch der ehrgeizige Diplomingenieur für Land- und Forstwirtschaft und Vater von Klein Uwe und Alessa machte sich bei Haider ebenso unentbehrlich und stieg rasch die freiheitliche Karriereleiter, zuerst im Bund, dann in Kärnten empor, egal, welche Farbe - Blau oder Orange - angesagt war. 2006 zog er in die Kärntner Landesregierung ein, nach Haiders Unfalltod riss er die Landesparteiführung an sich. Seither geschieht bei den Kärntner Freiheitlichen - ganz in Herrenbauer-Manier -, was Uwe Scheuch will. (Elisabeth Steiner/DER STANDARD-Printausgabe, 18. Dezember 2009)