Wien - Aus Sicht des Rektorats der Universität Wien werden die Chancen, mit den Besetzern des Audimax zu einer "konstruktiven Lösung" zu kommen, von Tag zu Tag geringer. Die Uni-Leitung will deshalb auf Verhandlungen mit der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) setzen, für Freitagnachmittag ist ein Treffen mit der gesetzlichen Studentenvertretung geplant.

Die "Nichtpositionierung" der Besetzer, die sich im Plenum am Mittwochabend nicht auf die Bedingungen für eine Freigabe des Hörsaals verständigen konnten, sei "höchst unerfreulich", so die Sprecherin des Rektorats. Mit der bisher einzig fixen Voraussetzung, die Versorgung der im Audimax befindlichen Obdachlosen sicherzustellen, würden die Besetzer darüber hinwegtäuschen, "dass sie selber nicht wissen, was sie wollen".

ÖH-Vorsitzende will Unterstützung des Plenums

Die ÖH-Vorsitzenden der Uni Wien sind zwar prinzipiell zu Verhandlungen mit dem Rektorat bereit - allerdings "nur, wenn das Plenum das auch will", wie Flora Eder von den Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS) gegenüber der APA betonte. Bevor die ÖH das ok. dazu habe, werde sie wie schon bisher versuchen, zwischen Rektorat und Besetzern zu vermitteln.

Eine Blockieraktion kann die ÖH in der Junktimierung der Audimax-Freigabe mit der Obdachlosenfrage nicht erkennen. Die Besetzer wüssten bereits seit längerem, was sie wollen, "es gibt nur noch Diskussionsbedarf", betonte Veronika Helfert (Kommunistischer StudentInnenverband/Linke Liste). Außerdem sei es tatsächlich ein "inhärentes Interesse" der Besetzer, dass die Uni gemeinsam mit der Stadt Wien versuche, eine Lösung für die Obdachlosen zu finden. "Das Problem ist stark präsent im Audimax."

Polizeiliche Räumung

Am Mittwoch standen Verhandlungen und Protest gleichermaßen im Zentrum der Studierendenproteste. Während man von der Uni Innsbruck und der TU Graz Verhandlungsfortschritte berichtete, spitzte sich die Situation an der Uni Wien zu. Studierende hatten Büroräumlichkeiten besetzt und dabei kam es laut Rektorat zu einem "Einbruch". Das Rektorat ließ die Büros von der Polizei räumen. Daraufhin machten sich am Abend Studierenden auf zunächst Richtung Rektorat, zogen dann zum Parlament in einer Spontandemo weiter. Dabei wurde auch eine Person festgenommen. (derStandard.at berichtete).

Abstimmung über Forderungen verschiebt sich

Beim Plenum am Mittwochabend haben die Besetzer des Audimax der Universität Wien doch noch nicht darüber abgestimmt, welche Bedingungen das Rektorat erfüllen muss, damit wieder Lehrveranstaltungen in dem größten Hörsaal der Uni stattfinden können. Fix ist laut einem Sprecher der Besetzer lediglich, dass sie das Audimax nicht freigeben, bevor die Versorgung der dort untergekommenen Obdachlosen geklärt ist.

Den Besetzern sei klar, dass in dieser Frage nicht Rektor Georg Winckler verantwortlich sei, sondern die Stadt Wien und der Bund. "Aber diese Menschen sind nun einmal in der Uni und wir können keine Rücksicht darauf nehmen, ob das in Wincklers Verantwortung ist", so der Sprecher. Außerdem stehe es dem Rektorat frei, gemeinsam mit den Besetzern politischen Druck zu machen.

Mittlerweil hat auch die Uni Wien auf die Obdachlosen-Problematik reagiert. Als Zeichen, "dass das Schicksal dieser Menschen nicht außerhalb des Wahrnehmungsradius der Universität liegt", sammelt die Universität im Zuge einer Weihnachtsspendenaktion für Obdachlosen-Projekte.

Uni Graz demonstriert

An der Uni Graz gehen die Besetzungen weiter. Bei "DAY of UNIversiTY" wollen Studierende heute in der Grazer Innenstadt demonstrieren. Bekundet haben die BesetzerInnen der Vorklinik, dass sie bis nach Weihnachten in den Hörsälen bleiben wollen um im neuen Jahr erneut zu verhandeln.

(APA/red, derStandard.at, 17.12.2009)

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