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Wegen der Hypo Alpe Adria ist der österreichische Finanzmarkt erneut in den internationalen Fokus geraten. Der Markt bewertete die Ausfallswahrscheinlichkeit von Staatsanleihen der Republik so hoch wie seit fünf Monaten nicht. Der Eurokurs knickte ein.

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Wien - Die Nachwehen rund um die Verstaatlichung der Hypo Group Alpe Adria und Gerüchte um Probleme bei den Volksbanken haben auch den österreichische Staatsanleihenmarkt hart getroffen.

Gestiegen sind zunächst einmal die Zinskosten der Republik. So muss der Staat seit Dienstag um 0,06 Prozentpunkte mehr Zinsen bei der Vergabe von fünfjährigen Anleihen bezahlen (im Vergleich zur deutschen Referenzanleihe).

Gestiegen sind aber auch die Versicherungskosten für einen Ausfall österreichischer Papiere. Die so genannten Credit Default Swaps (CDS) lagen am Mittwoch für fünfjährige Anleihen bei rund 85 Basispunkten. Anders gesagt: eine Anleihe in Höhe von zehn Millionen Euro zu besichern kostete am Mittwoch 85.000 Euro, vor einer Woche lag der Wert noch bei 75.000 Euro.

Allerdings waren die CDS in den vergangenen Tagen wegen der Meldungen über den angespannten griechischen Staatshaushalt und die Pleite von Dubai World bereits erhöht, sagen Analysten. Zum Teil waren die Ausschläge wegen Griechenland und Dubai auch stärker, sagt Ingo Neuwirth, von der Raiffeisen Zentralbank.

Forint schwächelt

Die Hypo-Affäre hatte allerdings nicht nur Folgen für Österreich. Am Dienstag knickte auch der Eurokurs zwischenzeitlich ein: für einen Euro bekam man rund 1,4550-Dollar, ein Tiefstand seit Oktober (siehe Grafik). Vor allem Analysten in den USA und in Deutschland sprachen von einer eindeutigen Mitverantwortung der Hypo. Am Mittwoch erholte sich der Eurokurs allerdings wieder etwas.

Schließlich schwächelten auch in Zentral- und Osteuropa mehrere Währungen, der ungarische Forint, die tschechische Krone aber auch der polnische Zloty mussten Einbußen hinnehmen (siehe Grafik).

DerForint hatte seinen bisher größten Kursabfall zum Euro seit über drei Monaten. "Die Hypo war dabei einer von mehreren Faktoren" , sagte Zsolt Márvány von der Commerzbank Ungarn im Gespräch mit dem Standard. Auf Negativmeldungen rund um österreichische Banken reagiere Osteuropa sensibel, "auch wenn die Entwicklungen rund um die Hypo nicht unvorhersehbar waren" .

Noch stärker als der Hypo-Faktor hätten sich auf den Forint und die übrigen osteuropäischen Währungen die generell schlechter werdende Stimmung im Hinblick auf Europa - Stichwort Turbulenzen in Griechenland und steigende Arbeitslosenzahlen - ausgewirkt.

Weitere politische und wirtschaftliche Erschütterungen als Folge der Hypo-Affäre könnten auch Kroatien treffen, sagt der Ökonom Vladimir Gligorov vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche.

Die Hypo habe in Kroatien eine breite Korruptionsdebatte entfacht, die die Regierungsstabilität gefährden könnte. Im Zentrum der Medienspekulationen steht der frühere kroatische Premier Ivo Sanader. Sanader soll der Hypo lukrative Geschäftspartner vermittelt haben, laut Vorwürfen soll er dafür über 400.000 Euro an Provision kassiert haben. Sanader ist noch heute Ehrenvorsitzender der Regierungspartei HDZ.

Unklar sind noch die wirtschaftlichen Auswirkungen: Die kroatische Wirtschaft wird heuer um rund sechs Prozent einbrechen, und sie dürfte auch im kommenden Jahr nicht wachsen. "Diese ohnehin schwierige Situation könnte sich durch die Hypo verschlimmern", sagt Gligorov. Vor allem, weil der kroatische Finanzsektor wegen steigender Kreditausfälle verunsichert sei. (András Szigetvari, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.12.2009)