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Zeigt her eure Füße: Viele Menschen haben einen Fersensporn, ohne es zu merken.

Foto: REUTERS/Toby Melville

Der plantare Fersensporn unten kommt in der Bevökerung häufig vor, der obere Fersensporn selten.

Grafik: derStandard.at

Jeder Zehnte hat ihn, viele wissen nicht, was "es" genau ist: der Fersensporn. Beim Auftreten verursacht er einen stechenden Schmerz, in fortgeschrittenem Stadium schmerzt die Ferse auch, ohne den Fuß zu belasten. Der Fersensporn ist ein knöcherner Auswuchs an der Ferse, der leicht zu einer Entzündung des umliegenden Gewebes führt, die folglich Schmerzen verursacht. Der Sporn ist meist nur wenige Millimeter lang und tritt am häufigsten um das 50. Lebensjahr auf. Der Nachweis eines Fersensporns geschieht in vielen Fällen zufällig, ohne klinische Symptome und Beschwerden und ist daher häufig nicht therapiebedürftig.

Knöcherner, dornartiger Sporn

Unter einem Fersensporn versteht man eine Zubildung von Knochensubstanz, der an zwei verschiedenen Stellen des Fußes auftreten kann. Der knöcherne, dornartige Sporn am Ansatz einer überbeanspruchten Sehne und der Sehnenplatte der Fußsohle ist in Röntgenaufnahmen gut erkennbar und im Falle einer körperlichen Beeinträchtigung meist erfolgreich therapierbar.

Der häufigere hintere Sporn unterhalb der Ferse (plantarer Fersensporn) ist eine Verknöcherung an der Unterseite des Fersenbeins und erstreckt sich in Richtung Fußspitze. Der obere Fersensporn (dorsaler Fersensporn) befindet sich am Ansatz der Achillessehne und kommt eher selten vor.

Wie der Sporn entsteht

Die Ferse muss bei jedem Schritt das gesamte Körpergewicht tragen. Durch eine Überbeanspruchung oder falsche Belastung entstehen Risse in der Sehne, die eine Entzündung und somit Schmerzen verursachen. Der Körper lagert wie bei einem Knochenbruch Kalk ab, um die Risse in der Sehne zu reparieren. Dadurch entsteht ein knöchriger Auswuchs an der Ferse - der Fersensporn.

Schlechtes Schuhwerk, sowie eine andauernde Fehl- und Überbelastung durch Übergewicht oder langes Stehen sind die häufigsten Ursachen. Personen mit einer unkorrigierten Fehlstellung des Fußes - beispielsweise Knick-, Platt- oder Hohlfuß - gehören ebenfalls zur Risikogruppe. Mit dem Alter nimmt die Erkrankungshäufigkeit zu, da es sich um eine Abnutzungserscheinung handelt.

Auch Sportler betroffen

Viele "Besitzer" eines solchen Sporns haben von dessen Existenz keine Ahnung, da die knöchrige Ausziehung nicht zwanghaft Schmerzen auslösen muss. Rund jeder zehnte Österreicher ist davon betroffen, Frauen etwas häufiger als Männer. Der verbreitete Glaube, nur Übergewichtige oder Menschen mit Fußfehlstellungen würden an dieser "Fußabnormität" leiden, ist ein Irrglaube. Denn gerade Profi- und Gelegenheitssportler bleiben oft nicht verschont. Zu intensives Training in den falschen Schuhen oder auch der Verzicht aufs Aufwärmen kann schwerwiegende Folgen auf die Fußgesundheit haben. So war etwa für Martina Hingis, ehemalige Profi-Tennisspielerin aus der Schweiz, ein Fersensporn Grund für ihren ersten Rücktritt. Er entstand laut Hingis' Arzt als Folge des falschen Schuhwerks, dass sie in den frühen Jahren ihrer Sportkarriere trug.

Dorn ohne Schmerzen, Schmerzen ohne Dorn

Viele Menschen, die einen Fersensporn haben, merken ihn nicht oder erst Jahre nach der Entstehung. Umgekehrt können die klinischen Symptome der knöchernen Spornbildung auch vorausgehen, im konventionellen Röntgenbild ist er dann noch nicht sichtbar. Je nach Stadium und Ausprägung kann der Schmerz erst nach längerer Belastung auftreten - dann oft stechend, oder permanent vorliegen - meist als dumpfer Schmerz. Für die Krankheit typisch ist auch der so genannte Anlaufschmerz, der morgens nach dem Aufstehen während der ersten Schritte auftritt. Für manche Patienten fühlt sich der Schmerz beim Aufstehen gelegentlich an, als hätten sie sich einen Nagel eingetreten. Im weiteren Tagesablauf bessert sich der Zustand wieder.

Symptomlinderung durch konservative Therapie

Die Diagnose des Fersensporns stützt sich auf die Beschwerdesymptomatik, den Untersuchungsbefund und auf Röntgenaufnahmen. Die knöchernen Fersensporne sind druckempfindlich, die typischen Beschwerden und ein Druckschmerz beim Abtasten sind daher ein starkes Indiz. Eine Röntgenaufnahme bestätigt die Verdachtsdiagnose eindeutig, wenn Kalkeinlagerungen und die dornartige, knöcherne Ausstülpung zu sehen sind.

Die Therapie des oberen und unteren Fersensporns unterscheidet sich nicht. Ziel ist die Beseitigung der den Sporn umgebenden Gewebsentzündung. Dies kann durch Maßnahmen geschehen, die zu einer Reduzierung der Druck- und Zugbelastung am Fersensporn beitragen: Mittels speziellen Schuheinlagen und dem richtigen Schuhwerk zur lokalen Druckentlastung, der Korrektur falscher Bewegungsmuster, einer Gewichtsreduktion, sowie einer Reduzierung von extremen körperlichen Belastungen kann bereits oft eine deutliche Verbesserung des Zustandes erreicht werden. Moderat ausgeführte Sportarten sind auf jeden Fall besser für die Füße als genereller Stillstand. Besonders übergewichte Menschen sollten auf Aktivitäten wie Nordic Walking oder Wandern zurückgreifen und zu Beginn auf belastenden Sportarten wie Ausdauerläufe verzichten.

Bei anhaltenden Beschwerden sind physiotherapeutische Maßnahmen, Stosswellentherapie, Kälte- und Wärmeanwendungen sowie Ultraschallbehandlungen weitere Therapieoptionen. Ein operativer Eingriff ist meist nicht notwendig und auch nicht immer erfolgreich, da sich der Sporn nachbilden kann. Bei der großen Mehrzahl der Betroffenen klingen die Beschwerden aber ganz ohne spezifische Therapie wieder ab. (urs, derStandard.at, 17.12.2009)