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Das breite Grinsen ist über die Jahre zum Markenzeichen von Kammer-Chef Christoph Leitl geworden. Der Oberösterreicher steht seit mittlerweile zehn Jahren an der Spitze der Wirtschaftskammer. Bei der Wahl im März tritt er zum dritten Mal als Spitzenkandidat des Wirtschaftsbundes an.

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Wien - Christoph Leitl sitzt heute fester denn je im Sessel des Wirtschaftskammer-Präsidenten. Vor zehn Jahren, als der 60-jährige Oberösterreicher zum Nachfolger von Leopold Maderthaner designiert wurde, tobte aber ein beinharter Machtkampf in der Kammer. Ein Richtungsstreit innerhalb des VP-Wirtschaftsbundes - der stärksten Kraft in der Wirtschaftskammer - gepaart mit Intrigen stand am Beginn der Ära Leitl. In der Hofburg wird heute, Mittwoch, ein Festakt zum Zehn-Jahres-Jubiläum abgehalten. Bei der Wirtschaftskammer-Wahl im März tritt Leitl zum dritten Mal als schwarzer Spitzenkandidat an.

Bis zur Nationalratswahl am 3. Oktober 1999, die die erste schwarz-blaue Regierung hervorbrachte, galt der damalige Wirtschaftskammer-Präsident Maderthaner, der 2007 verstarb, als sakrosanktes Urgestein der Sozialpartnerschaft. Mit dem Abrutschen der ÖVP auf Platz drei wurden aber auch Rufe nach Erneuerung in der Kammer laut. Richtig in Gang kam die Maderthaner-Demontage aber erst durch eine Spendenaffäre. Medien wurden am 12. Oktober 1999 Informationen zugespielt, dass Maderthaner eine Spende in Höhe von 180.000 Schilling (13.081 Euro) von einer Privatperson entgegennahm und diese auf seinem privaten Konto parkte.

Später musste er weitere Zahlungen eingestehen, die Schenkungssteuer lieferte er erst nach Auffliegen der Causa ab.

Danach brachen die Dämme. Oberösterreich - das Heimatbundesland Leitls - und Vorarlberg sägten am massivsten an Maderthaners Stuhl. Manfred Rein, damals Wirtschaftslandesrat und heutiger Wirtschaftskammer-Chef in Vorarlberg, sprach sich am 15. Oktober als Erster offiziell für einen Generationenwechsel aus. Wenig später erklärte der Tiroler Wirtschaftsbund-Chef Jürgen Bodenseer einen Wechsel für "dringend geboten". Es sei damals gelungen, "das Ruder herumzureißen", sagt Bodenseer heute.

Maderthaner wehrte sich noch kurze Zeit. Bei einer Wirtschaftsbund-Sitzung am 27. Oktober 1999 konnte er seine Parteikollegen noch einmal hinter sich versammeln. Die Würfel waren zu diesem Zeitpunkt aber bereits gefallen.

Leitl war es gelungen, den damals mächtigen Wiener Kammer-Chef Walter Nettig auf seine Seite zu ziehen. Wie ÖVPler heute erzählen, kam es schon zuvor zum Bruch zwischen Nettig und Maderthaner. Der Wiener Kammer-Chef hatte im Nationalrats-Wahlkampf laut über eine schwarze Unterstützung einer roten Minderheitsregierung nachgedacht. Für Maderthaner eine "unbegründbare, sachlich und politisch unrichtige Auffassung".

Kampfabstimmung

Nachdem auch noch weitere Bundesländer auf Anti-Maderthaner-Kurs eingeschwenkt waren, warf dieser schließlich am 31. Oktober 1999 das Handtuch. In den Wochen danach musste sich Leitl freilich noch Wirtschaftsbund-intern gegen den Salzburger Kammerpräsident Günter Puttinger durchsetzen. Eine Kampfabstimmung gewann er am 12. Dezember mit 156 zu 85 Stimmen.

Leitl selbst will den damaligen Machtwechsel mit dem Abstand von zehn Jahren nicht ganz so dramatisch sehen. "Niemand hat meinen Vorgänger vom Thron gestoßen", sagt er zum Standard. Es sei damals einfach eine "völlig neue Zeit" angebrochen - angefangen von Schwarz-Blau bis hin zur EinbindungÖsterreichs in die EU.

Dass er Reformen in der Wirtschaftskammer zustande brachte, konstatieren ihm auch Gegner. Die rund 340.000 WKÖ-Mitglieder zahlen heute um durchschnittlich 30 Prozent weniger Mitgliedsbeiträge. Freilich:Ein Abgehen von der Pflichtmitgliedschaft war auch für Leitl nie wirklich ein Thema. Gemeinsam mit den Vertretern von Arbeiterkammer und ÖGB gelang es sogar, die Sozialpartner in die Verfassung aufzunehmen.

Für höhere politische Weihen wurde Leitl immer wieder gehandelt - zuletzt auch als möglicher Gegenkandidat zu Heinz Fischer für die Bundespräsidenten-Wahl im nächsten Jahr. Nachdem Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll zunächst die volle Aufmerksamkeit auf sich zog, dann aber absagte, zeigte aber auch Leitl keine Ambitionen mehr.

Die Führung des Familienbetriebs Leitl, einem Baustoffbetrieb mit 300 Mitarbeitern, hat der Kammer-Präsident mittlerweile an seinen Sohn übertragen. Einen Leitl im Ruhestand werde es aber nie geben, sagte er einmal. (Günther Oswald, DER STANDARD, Printausgabe, 16.12.2009)