In früheren Zeiten kannte die Welt den sogenannten "Tyrannenmord" . Eine umstrittene Vorform falsch verstandener direkter Demokratie, die historisch gesehen oft der Einzelinitiative geschuldet war. In jüngster Zeit verstieg sich die Opposition außerhalb sozialer Brennpunkte wie Afrika allerdings weg von der Aktentaschenbombe oder dem banalen Gebrauch von Handfeuerwaffen hin zu einer für Youtube und ein geneigtes Millionenpublikum verträglicheren Form des symbolischen Attentats mit rohen Eiern oder Torten.

Silvio Berlusconi allerdings ist kein Mann, dem man mit zivilisatorischen Kompromissen zu Leibe rücken kann. In seinem Fall kam jetzt eine aus Metall gefertigte Miniatur des Mailänder Doms zum Einsatz. Geworfen wurde diese von einem in solchen Fällen gern als "offensichtlich geistig verwirrt" titulierten Mann. Berlusconi gingen in Folge zwei Zähne zu Bruch. Und auch sein Gesicht wurde erheblich verletzt. Das jahrelange Werk eines Schönheitschirurgen an einem Mann in seinen nicht mehr besten Jahren: Sic transit gloria mundi.

Wie der Franzose sagt: Da ist immer etwas am Unglück eines Freundes, das uns selbst nicht ganz unglücklich macht. Ein "Freund" ist Silvio deshalb, weil er uns abseits des Gesetzbuchs immer auch über die Lektüre seiner tolldreisten Eskapaden zu unterhalten weiß.

Berlusconi steht für das Unbelehrbare, Kindische, das Bockige und Aufbrausende im Mann. Sehen wir ihm ins Gesicht, weht uns der jahrtausendealte Hauch der Geschichte an. Ein Gruß aus einer Zeit, in der die Kulturtechniken noch durch die Keule ersetzt wurden.

Silvio hat die Macht, Silvio hat die Power. Er hat einen dunkel eingefärbten Silberrücken, und er ist ein rechter Hirsch.

Alle Männer lieben Silvio. Wer ihn nicht liebt, findet ihn zumindest komisch. Wir lieben, was uns zum Lachen bringt.

Männer sind so. (Christian Schachinger, DER STANDARD/Printausgabe 16.12.2009)