Erzählkünstler Rafik Schami.

Foto: Hanser Verlag

1971 kam Rafik Schami (noch unter seinem richtigen Namen Suhail Fadil) in die BRD, um Chemie zu studieren. Für die Naturwissenschaften hatte sich der damals 25-Jährige bereits in seiner Geburtsstadt Damaskus begeistert, aber die politische Situation zwang den Studenten zur Emigration.

Einerseits, weil er der permanenten Zensur in Syrien überdrüssig war, andererseits, um dem Militärdienst zu entgehen. In Heidelberg beendete Schami 1979 das Chemiestudium, ab 1977 veröffentlichte er arabische und deutsche Texte in diversen Zeitschriften. Im folgenden Jahr erschien sein erstes deutschsprachiges Buch Andere Märchen, Hauptthemen der frühen Arbeiten waren arabische Märchen sowie Gastarbeiter- und Flüchtlingsschicksale. Immer wieder schreibt Schami - das Pseudonym bedeutet "Der aus Damaskus kommt" - über die syrische Hauptstadt: Die dunkle Seite der Liebe, Das Geheimnis des Kalligraphen, Damaskus, der Geschmack einer Stadt, Damaskus im Herzen und Deutschland im Blick. Das hat aber nie nationalistische Untertöne, schließlich engagiert sich der vielseitige Autor, der neben Romanen vor allem auch Kinderbücher und politische Essays publiziert, für die jüdisch-palästinensische Aussöhnung. Seine Literatur trägt Rafik Schami entsprechend der Tradition seiner arabischen Heimat am liebsten mündlich vor. Mit einem speziellen Programm wird er seine Kunst heute unter Beweis stellen: Ein poetischer Spaziergang durch Damaskus versammelt zirka tausendundeine Episode aus dem umfangreichen Werk. Und die Feststellung, dass die Altstadt der syrischen Kapitale der schönste Ort auf der Welt sei.

Junge Zuhörer können der Geschichte Rafik Schamis morgen, Donnerstag, bei einer Matinee-Lesung folgen. (dog, DER STANDARD/Printausgabe 16.12.2009)