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Auf Brücken die über Wasser führen bildet sich schnell Glatteis, weil diese ständig von feuchter, kalter Luft umgeben sind.

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Neue Erkenntnisse für den Brückenbau: Rohre in der Asphaltdecke, durch die warmes Wasser gepumpt wird.

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Modell der im Bau befindlichen Brücke in Lübeck, an der erstmals das neue System gegen Glatteis miteingebaut wird.

Foto: Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Lübeck

Wenn man im Winter über eine Brücke fährt, ist Vorsicht geboten, weil sich Glatteis dort schneller bildet als auf herkömmlichen Straßen. Wissenschafter der Universität der Bundeswehr München haben nun ein System entwickelt, das die Bildung von Glatteis auf Brücken verhindert.

Schuld ist die feuchte, kalte Luft

Auf Brücken über Wasserläufen kann sich Glatteis sehr schnell bilden, weil diese ständig von feuchter, kalter Luft umgeben sind. Aus diesem Grund kann die Brückenoberfläche bereits gefrieren, während die vor und hinter der Brücke liegenden Bereiche problemlos befahrbar sind.

Die Idee der Forscher beruht darauf, Wärme gegen die Bildung von Glatteis einzuseten: In die Asphaltdecke einer Brücke werden Kunststoffrohre integriert, durch die in einem geschlossenen Kreislauf warmes Wasser gepumpt wird. Das Ergebnis: Die Brückenoberfläche vereist nicht, die Unfallgefahr sinkt. "Durch die gute Leitfähigkeit des Asphalts wird schon bei Wassertemperaturen von zehn bis zwölf Grad Celsius die Vereisung der Brückenoberfläche verhindert", erklärt Entwickler Ingbert Mangerig vom Institut für Konstruktiven Ingenieurbau.

Der richtige Zeitpunkt

Wichtig ist in diesem Zusammenhang der richtige Zeitpunkt: Die Wetterdaten müssen in den Tagen zuvor analysiert und richtig interpretiert werden, weil Glatteis meist schnell auftritt. "Für eine Vorhersage steht uns eine umfangreiche Klimadatenbank zur Verfügung die wir statistisch auswerten. Wenn die Zeichen dann auf Glatteis stehen, aktivieren wir den Wasserkreislauf", erklärt Mangerig.

Sommerwärme im Winter nutzen

Im Winter wird jene Wärme verwendet, die während des Sommers im Untergrund gespeichert wird: Wenn es heißt ist, erhitzt sich der Asphaltaufbau auf über 60 Grad Celsius. Die Wärme, die im Sommer der Brückenfahrbahn entzogen wird, wird in Tiefen bis zu 250 Meter mit Hilfe von Erdwärmesonden gespeichert und für den Winter "aufgehoben". Durch den Wärmeenzug im Sommer entstehen in der Fahrbahn außerdem weniger Spurrillen.

Erste Brücke im Bau
Nachdem die Tests auf einer Versuchsbrücke erfolgreich abschlossen wurde, wird das System erstmals an einer im Bau befindlichen Brücke am deutschen Elbe-Lübeck-Kanal angewandt. Sie geht voraussichtlich Mitte 2010 in Betrieb. Für die Wissenschaftler ist durchaus denkbar, dass das neue System auch bei Bahnsteigen, Treppen und Landebahnen eingesetzt wird. (red, derStandard.at, 16.12.2009)