"Hast Du meine Alpen gesehen? - Eine jüdische Beziehungsgeschichte" lädt zur Neuentdeckung der Alpen ein und wird von den Jüdischen Museen Hohenems und Wien gemeinsam in Kooperation mit dem Österreichischen Alpenverein und dem Kunstmuseum Liechtenstein veranstaltet.

Foto: Jüdischen Museums der Stadt Wien

Wien - Ab Dienstag können alpinaffine Menschen die reiche Beziehungsgeschichte von Juden/Jüdinnen und Bergen im Jüdischen Museum Wien (JMW) nachvollziehen. "Hast du meine Alpen gesehen?" nennt sich die Schau in Anspielung auf einen kletterfreundlichen Rabbiner, der einst vor dem Ewigen diese Frage erwartete, wie Initiator Hanno Loewy vom Jüdischen Museum Hohenems in einem Pressegespräch erzählte. Die Ausstellung wurde in Vorarlberg zur erfolgreichsten seit der Museumsgründung 1991 und wird nach Wien u.a. in München und Meran zu sehen sein.

Während sich Loewy im Westen Österreichs nicht zuletzt von den Schweizer Bergen inspirieren ließ, die für orthodoxe Juden und Jüdinnen aus aller Welt als beliebtes Ferienziel gelten, geisterte im Osten des Landes lange Zeit das Bonmot "Ein Jud gehört ins Kaffeehaus" herum. Dabei sei es doch erstaunlich gewesen herauszufinden, dass etwa in Wien die größte Sektion des Alpenvereins zu einem Drittel aus Juden bestand, als 1921 der sogenannte Arierparagraf eingeführt wurde, wie Gerhard Milchram vom JMW erläuterte. Tatsächlich nahm der Alpenverein einst eine Vorreiterrolle ein, wenn es um den Ausschluss von Juden und Jüdinnen aus dem gesellschaftlichen Leben ging.

"Alpenliebe nicht per se mit nationalistisch"

Dennoch wollte man zeigen, dass "Alpenliebe nicht per se mit nationalistischer Heimattümelei verbunden sein muss", wie Loewy festhielt. Vielmehr sieht er "die Alpen als Heimat- und Identitätsbegriff, wo Leidenschaften und Sentimentalitäten zusammenlaufen". Die sieben Stationen der Schau beschäftigen sich mit der Eroberung und der Überwindung der Berge, der Kontemplation und der Erholung, den Alpen als Spielplatz und als Festung. Gesäumt von einem in schwarz-weiß gehaltenen Alpenpanorama sind Filmausschnitte, Dokumente, Fotografien und zahlreiche Objekte versammelt - von Skiern und einem Fahrrad bis hin zu Berghut und Seil von Viktor Frankl, dem "die Erinnerung an den Fels" geholfen habe, das KZ zu überleben.

"Hast Du meine Alpen gesehen? - Eine jüdische Beziehungsgeschichte" lädt zur Neuentdeckung der Alpen ein und wird von den Jüdischen Museen Hohenems und Wien gemeinsam in Kooperation mit dem Österreichischen Alpenverein und dem Kunstmuseum Liechtenstein veranstaltet. Die Ausstellung reflektiert die Bedeutung jüdischer BergsteigerInnen und KünstlerInnen, TourismuspionierInnen und Intellektueller, ForscherInnen und SammlerInnen und ihre Rolle bei der Entdeckung und Erschließung der Alpen als universelles Kultur- und Naturerbe zum ersten Mal. In Wien wird die Schau bis 14. März 2010 geöffnet sein. Für fast ein Jahr wechselt sie dann ins Alpine Museum des Deutschen Alpenvereins in München. (APA)