Bild nicht mehr verfügbar.

Ashton Kutcher und P. Diddy sind fleißige Twitteraten: Zusammen bringen sie es auf sechs Millionen Follower - Tendenz steigend.

AP Photo/CNN Larry King Live

Rapper P. Diddy hat gerade ein Truthahnsandwich gegessen. Schaupielerin Demi Moore füttert einen vier Jahre alten Elefanten mit dem Fläschen. Für Hotelerbin Paris Hilton war es heute weniger spannend: Sie geht früh schlafen. Immer mehr Prominente nutzen Soziale Netzwerke, um sich freiwillig von ihren Fans "stalken" zu lassen: Aktuelle Filme, Alben oder Bücher, aber auch Reisen, Gemütslagen oder Mageninhalte werden bei Twitter auf maximal 140 Zeichen erörtert. "Anders als traditionelle PR, die fast bis zur Bewegungsunfähigkeit reichen kann, haben Promis bei Facebook und Twitter nicht so viele Auflagen", erklärt Jo Groebel vom Deutschen Digital Institut den Reiz am Twittern.

Dabei scheint jede Nuance der Kommunikation zu interessieren: P. Diddy hat zum Beispiel mehr als zwei Millionen "Follower", also Twitterer, die sein Profil abonniert haben. Seiten wie Celebritytweet bieten eine Übersicht an Stars mit Twitter-Profilen an. "Twitter ermöglicht es den Fans, dem Star möglichst nahe zu sein, oder sich sogar mit ihm zu identifizieren. Das kann sogar ins Parasoziale gehen, dass der Fan das Gefühl hat, eine freundschaftliche oder erotische Beziehung mit dem Promi zu haben", sagt Groebel.

Der Star von nebenan

US-Schauspieler Ashton Kutcher twittert gerne. Und er mag den Hintern seiner Ehefrau Demi Moore. "Warum nicht beides verbinden?", scheint er sich gedacht zu haben und postete ein Bild von Moores Po in einer weißen Bikinihose. Die scheint es nicht gestört zu haben, ist sie unter dem Pseudonym "Mrs. Kutcher" längst selbst der Zwitschersucht verfallen und kommentierte: "Er ist echt ein Schnüffler. Und das, während ich seinen Anzug gebügelt habe."

Sofern man bei einem dreieinhalb Jahre alten Portal von Geschichte sprechen kann, hat Kutcher sie bereits geschrieben. Er forderte den Nachrichtensender CNN zu einem Wettbewerb auf: Wer als erster eine Million Follower hat, gewinnt. Im April erreichte er sein Ziel - mit einem Vorsprung von 2000 Stimmen. Er war damit der erste Nutzer, der offiziell die Eine-Million-Marke durchbrochen hat. Im vergangenen halben Jahr hat er die Zahl noch einmal vervierfacht.

Zwar sei Prominenten grundsätzlich jede Kommunikationsplattform willkommen, die Publizität verschafft, aber Twittern könne eben auch zu einer heiklen Angelegenheit werden, meint Groebel: "Es ist ein Risikofaktor dabei, wenn man nicht geschickt vorgeht. Man kann sich dadurch zur Witzfigur machen."

Die geschäftstüchtige Kreative

Im Moment nutzt kaum jemand soziale Netzwerke so raffiniert wie Musikerin Amanda Palmer von den "Dresden Dolls". Um ihre Fans zu mobilisieren, braucht sie kein PR-Büro. Immerhin verfolgen bereits 53.000 Menschen ihre Twitter-Einträge, wo sie auch dazu aufgefordert hat, zu einem spontanen Gig an den Strand von Los Angeles zu kommen. Und weil die Sonne so schön schien, wurde gleich noch ein Low-Budget-Video zu einem Cat-Stevens-Song gedreht.  

 

 

An einem Freitagabend im Mai verdiente sie mit Hilfe von Twitter tausende Euro - ohne sich von ihrer Couch wegzubewegen. Die so genannten "Friday Night Losers", also alle die am Ende der Arbeitswoche nichts Besseres zu tun haben, als vor dem Computer herumzuhängen, einigten sich auf den T-Shirt-Spruch "Don't stand up for what's right, stay in for what's wrong", ein Freund setzte einen kleinen Online-Shop auf. Innerhalb von zwei Tagen verkaufte sie 200 Stück zu 25 Euro.

Ein paar Tage später rief sie zur Online-Auktion: Ein Liebesbrief aus der siebten Klasse wurde zum Beispiel für 250 Euro versteigert, ihre alten Socken wechselten immerhin noch für 200 Euro den Besitzer. Palmers Fazit: "In diesem Monat mit Twitter verdient: 19.000 Euro. An meinem aktuellen Album verdient: Nichts."

Verweigerer des Zwitscher-Gewitters

Das Zwitscher-Gewitter hat noch nicht alle Prominente erfasst: Es gibt auch Verweigerer. Bei einer Pressekonferenz beim Toronto Film Festvial anlässlich seines neuen Films "Up in the Air" erklärte Schauspieler George Clooney, dass er sich lieber live im Fernsehen einer Rektaluntersuchung, die von einem Mann mit kalten Händen durchgeführt wird, unterziehen würde, als sich einen Facebook-Account zuzulegen. (Julia Schilly, derStandard.at,  16. Oktober 2009)