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Müllpersonal bringt der Gesellschaft mehr als Top-Banker

Foto: APA/Rainer Jensen

London - Während sich Londons Banker gerade noch Gedanken darüber machen, wie sie ihre großzügigen Weihnachtsboni ausgeben und deren geplante 50-prozentige Besteuerung verhindern sollen, setzt der unabhängige Think Tank new economics foundation (nef) noch eins drauf. Anhand einer neuen Methode haben die Experten eigenen Angaben zufolge erkannt, dass Finanzmanager zum gesellschaftlichen Wohlstand weniger beitragen als etwa Putzpersonal in Krankenhäusern oder Müllpersonal. Im Gegenteil: Sie sollen sogar Wert vernichten. Noch destruktiver als die Banker seien Werbefachleute und Steuerberater.

Trotz Finanzkrise wollen Banken auch in diesem Jahr Gratifikationen in Rekordhöhe auszahlen. "Bis eine Regulierung umgesetzt wird, ist die Krise längst vorbei", meint Hans-Peter Burghof, Lehrstuhlinhaber für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistung an der Universität Hohenheim. Vor wenigen Tagen wagte London nun einen Vorstoß mit der Ankündigung, die Hälfte der Boni in Form einer neuen Steuer kassieren zu wollen. Bei der mächtigen Bankenlobby stieß man damit auf Empörung.

Hohe Bezahlung ist nicht gleich gesellschaftliche Leistung

Spätestens die als "unverschämt" bewertete Reaktion der Finanzbranche hat in der Kontroverse um überzogene Manager-Löhne und Boni fundamentale Fragen aufgeworfen. nef hat daher einen Weg gesucht, um den Wert verschiedener Berufe für die Gesellschaft zu bemessen - und ihn nach eigenen Angaben auch gefunden. Dabei räumt die selbsternannte Denkfabrik gleich mit dem vorgeblichen Mythos auf, dass hohe Gehälter durch den Mehrwert der Berufe für die Gesellschaft gerechtfertigt seien. Vielmehr müsse ein gesundes Verhältnis zwischen Löhnen und dem tatsächlichen Wert der Arbeit herrschen.

Um den Wert einer beruflichen Tätigkeit für die Gesellschaft zu bemessen, stellen die Experten anhand der Methode "Social Return on Investment" dem Einkommen soziale, wirtschaftliche und Umwelt-Leistungen gegenüber. So werden mit den Gehältern etwa Steuerzahlungen und die Anzahl geschaffener Jobs verglichen, um zu erkennen, inwieweit eine Berufsgruppe Werte für die Gesellschaft erzeugt oder sie zerstört. Bislang reflektieren Lohnverhältnisse den wahren von einzelnen Berufsgruppen geschaffenen Wert oft nicht.

Steuerberater zerstören 47 Pfund pro verdientem Pfund

Den Erkenntnissen zufolge vernichten Top-Banker mit Einkommen von einer Million Pfund (rund 1,11 Mio. Euro) und mehr für jedes Pfund, das sie verdienen, sieben Pfund an Wert. Bei Steuerberatern und Führungskräften von Werbeagenturen fällt die Bilanz noch deutlich schlechter aus. Erstere zerstören für jedes verdiente Pfund das 47-fache. Für die Werbefachleute zahlt die Gesellschaft einen Preis von elf Pfund pro geschaffenem Pfund.

Im Gegensatz dazu schafft etwa Putzpersonal in Krankenhäusern einen gesellschaftlichen Mehrwert von zehn Pfund pro verdientem Pfund. Gerade im Niedriglohnsektor sei das Verhältnis zwischen Einkommen und gesellschaftlicher Wertleistung schnell ein positiveres als auf Top-Gehaltslevels. Müllpersonal generiert angesichts des Beitrags für die Umwelt zwölf Pfund für die Gesellschaft, während Kinderbetreuer einen zusätzlichen Gewinn zwischen sieben und 9,50 Pfund pro verdientem Pfund erarbeiten. (pte)