"Stromstellen" nennt die Vorarlberger Vlotte ihre Ladestationen. Bald soll Stromtanken in ganz Österreich möglich sein. "Charge Everywhere" verspricht die "Austrian Mobile Power".

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Salzburg ist die zweite österreichische Modellregion für Elektromobilität. Ein Teil der Förderung des Klima- und Energiefonds geht aber auch nach Vorarlberg. Die Trendsetterregion Rheintal soll erweitert werden. 

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Bregenz/Salzburg - Zwei umgerüstete Fiat 500 verlassen wöchentlich Vorarlberger Werkstätten. Das Projekt "Vlotte" des Energieversorgers Illwerke/VKW hat eingeschlagen. 75 Elektroautos sind bereits unterwegs, 200 Interessierte stehen auf der Warteliste. Denn die internationalen Fahrzeugproduzenten werden der Nachfrage nicht gerecht. Lieferschwierigkeiten sind denn auch die einzigen schlechten Erfahrungen nach einem Jahr "Vlotte"-Elektromobilität in Österreichs erster Modellregion.

Weil der Pilotversuch so gut läuft, bekommen die Vorarlberger Förderungsnachschub vom Bund. Aus der zweiten Ausschreibung des österreichischen Klima- und Energiefonds gehen von den für 2010 budgetierten 2,5 Millionen Euro 551.000 an die "Vlotte".

Nachdem bisher Firmen und Institutionen elektrisch mobil sind, will man 2010 durch ein Car-Sharing-Modell breitenwirksam werden. Elektroautos, -roller und -räder wird man künftig an Mobilitätsknoten und in Tourismusorten, zum Beispiel in Lech, an speziellen "Hubs" kurzfristig ausleihen können. Illwerke-VKW-Vorstand Christof Germann: "Man steigt aus dem Zug aus und leiht sich ein E-Mobil seiner Wahl für einen Tag oder auch nur eine Stunde." In dieser zweiten Projektphase soll jeder dritte Vorarlberger Zugang zu Elektromobilität bekommen. Über das Ausprobieren will man Lust auf Elektroautos machen.

Elektromobilität müsse man erfahrbar machen, zitierte Eveline Steinberger-Kern, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, am Montag in Bregenz aus der Motivforschung: "Die Menschen wollen Elektromobilität selbst erleben, ausprobieren können." Testfahrten machten bereits, so Germann, "mehrere tausend" Vorarlbergerinnen und Vorarlberger. "Und alle steigen mit einem Lächeln aus", beschreibt der Manager das E-Gefühl.

Wie bei der ersten Ausschreibung legte die internationale Jury auch bei der Entscheidung über die zweite Modellregion Wert auf Praxisnähe und Umsetzbarkeit. So fiel die Wahl auf "ElectroDrive Salzburg" der Salzburg AG, weil man dort bereits seit Februar zeige, dass E-Mobilität im Abo funktioniere, so Steinberger-Kern. 300 Kundinnen und Kunden haben Elektroräder, -roller und Segways über einen bestimmten Zeitraum abonniert. 2010 wird das Angebot auf Autos erweitert. Das Interesse am Salzburger Modell ist so groß, dass eine eigene Vertriebsfirma, "Mobility House", gegründet wurde. Aus dem Klima- und Energiefonds erhalten die Salzburger E-Driver für 2010 1,9 Millionen Euro. Für "Smart Grids" (intelligente Energienetze) bekommen sie weitere 1,7 Millionen Euro.

Stromautos im Verbund 

Produktion und Absatz von Elektroautos kräftig anschieben möchte die von Verbund, Magna und Siemens gegründete Austrian Mobile Power Management GmbH (AMP). Bis 2020 plant sie 50 Millionen Euro in die Einführung der Elektromobilität zu investieren. Serienreife Fahrzeuge, standardisierte Ladeinfrastruktur und kundenorientierte Mobilitäts-Dienstleistungen hat die Plattform im Portfolio. Als zentrale Aufgabe sieht die AMP die Vernetzung der Modellregionen. Vereinbarungen gibt es mit fünf Bundesländern.

Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes bescheinigt Elektroautos im Jahr 2020 ein Potenzial von 17 Prozent der Neuzulassungen (250.000 Fahrzeuge). Noch sind Stromautos für Endverbraucher purer Luxus. Ein Kleinwagen wie der norwegische Think oder ein umgerüsteter Fiat 500 kommen auf 41.000 bis 45.000 Euro. (Jutta Berger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.12.2009)