Peter Schöttel löst Trainer Kraft bei Magna ab.

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Schöttel hat bei Magna als Trainer und Sportdirektor alle Rechte.

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Wr. Neustadt - Keine 24 Stunden nach dem Schlusspfiff der Herbstsaison in der heimischen Fußball-Bundesliga hat es nach der Rochade Jose Prelogar für Frenkie Schinkels (Austria Kärnten) vom 26. November den zweiten Trainerwechsel im laufenden Spieljahr gegeben. Aufsteiger SC Wr. Neustadt ersetzte am Montag völlig überraschend und mit sofortiger Wirkung Helmut Kraft durch Peter Schöttel. Der 42-jährige Wiener unterschrieb einen Zweijahresvertrag und ist wie der neun Jahre ältere Tiroler Cheftrainer und Sportdirektor in Personalunion.

"Mittelfristig wollen wir eine junge österreichische Mannschaft, mit guten Führungsspielern ausgestattet, aufbauen und uns in der Spitzengruppe der Bundesliga etablieren. Mit Peter Schöttel glauben wir, den richtigen Mann für unsere Zielsetzung gefunden zu haben", sagte Ernst Neumann, der geschäftsführende Vizepräsident des als Tabellensechster ins neue Jahr gehenden Magna-Vereins von Mäzen Frank Stronach.

Stronach: "Ich brauche jemanden, der Erfahrung im Nachwuchs hat"

Eine Begründung für die überraschende Ablöse von Helmut Kraft wollte Wiener-Neustadt-Präsident Frank Stronach am Montagabend nicht preisgeben. "Ich will jetzt nicht darauf eingehen warum und weshalb. Ich schaue in die Zukunft, ich brauche jemanden, der schon Erfahrung im Nachwuchs hat", sagte Stronach in der TV-Sendung "Talk und Tore" auf Sky.

Stronach bedankte sich für die Arbeit von Kraft, der die Niederösterreicher in die höchste Spielklasse geführt hatte. Neo-Trainer Peter Schöttel sei ihm von mehreren Seiten empfohlen worden. Die Entscheidung zum Trainerwechsel habe er allerdings alleine getroffen. "Peter Schöttel war ein guter Fußballer und hat als Trainer im Nachwuchs gute Arbeit geleistet. Rapid hat viele gute junge Spieler hervorgebracht, da hat Schöttel sicher viel damit zu tun gehabt", meinte Stronach weiter.

Klassenerhalt als Ziel

Den kolportierten Top-Fünf-Tabellenrang als Saisonziel des Aufsteigers habe er niemals in dieser Form ausgeben. "Das habe ich nie gesagt, das ist auch für Peter keine Vorgabe", sagte der 77-jährige Club-Präsident, der den Klassenerhalt als vorrangig bezeichnete.

Schöttel stehe es frei, sich nach einer Analyse in der Winterpause je nach Bedarf nach neuen Spielern umzusehen. "Ich glaube, dass wir uns in der Verteidigung noch verstärken müssen. Wir müssen schauen, wo sind die jungen Spieler. Ich würde das o.k. geben, wenn Peter sagt, er braucht noch ein, zwei neue Spieler", betonte der ehemalige Bundesliga-Präsident, der in seiner Funktion als Mäzen der Wiener Austria in zehn Jahren zwölf Trainer verschlissen hat.

Schöttel, ein Urgestein von Rekordmeister Rapid (als Spieler und Funktionär von 1987 bis 2006), bringt für den Job einige Referenzen mit. Nach seiner aktiven Karriere mit 63 Länderspielen und zwei WM-Teilnahmen (1990, 1998) war der Ex-Rapid-Kapitän (1997 bis 2001) u.a. 2001/02 Nachwuchsleiter und Amateur-Trainer der Hütteldorfer. "Er hat seinen Fokus damals auf den Nachwuchs gerichtet, den Umdenkprozess Rapids eingeleitet und mit der Weiterentwicklung der jungen Spieler einen wichtigen Betrag geleistet", meinte Neumann.

Schöttel traf Stronach bei Sky

Schon wenige Stunden nach der Einigung nahm Schöttel eine Bestandsaufnahme in Angriff. Über etwaige personelle Veränderungen in der Winterpause wollte Neumann nichts sagen. Mit Helmut Kraft, der die Neustädter heuer ins Oberhaus geführt hatte, trennte man sich laut Neumann "im Guten". Am Samstag hatten der Stronach-Statthalter und der Magna-Magnat die Blauweißen live im Stadion gegen LASK 4:0 siegen gesehen.

"Ich persönlich glaube, dass wir unserem Saisonziel, dem fünften Tabellenplatz, schon ziemlich nahe und auf einem guten Weg sind. Die Mannschaft ist aber noch Formschwankungen ausgesetzt", resümierte Neumann das erste halbe Jahr des Aufsteigers in der höchsten heimischen Spielklasse, in der seiner Meinung nach versucht worden sei, attraktiven Fußball zu spielen, und immer mit zwei Stürmern begonnen worden ist.

Stronachs Reize

Offiziell tritt Peter Schöttel erst am 1. Jänner 2010 sein Amt als Cheftrainer und Sportdirektor des SC Wr. Neustadt an und bleibt noch etwa zehn Tage für den Ostliga-Verein Vienna als Manager tätig. Der Kraft-Nachfolger ist vor zwei Wochen vom Aufsteiger kontaktiert worden. Daraufhin habe er den Vienna-Präsidenten über ein bevorstehendes Gespräch mit Mäzen Stronach informiert.

"Er hat mir gesagt, dass er mich gern hätte. Er glaubt, ich bin der richtige Mann. Ich habe mir eine Woche Bedenkzeit erbeten, weil ich eigentlich vor hatte, länger bei der Vienna zu bleiben. Ich habe mich dann aber für die sportlich reizvolle Aufgabe und die Herausforderung entschieden", sagte der frühere Rapid-Kapitän.

Eine Punkteanzahl oder eine Endplatzierung hat sich der 42-Jährige keine als Ziel gesetzt. "Ich will, dass die Mannschaft so Fußball spielt, wie ich mir das vorstelle, sich entwickelt, die Leistung steigert, strukturiert und Leidenschaft zeigt. Die Mannschaft ist in der Bundesliga gut angekommen, sie liegt in der Tabelle dort, wo man sie sich erwarten durfte, ein paar Punkte vom fünften bzw. neunten Platz weg", meinte Schöttel.

Erst Gespräche, dann Transfers

Was den Kader betrifft, so wird der Wiener viele Gespräche führen und erst dann mögliche Transfers vornehmen. "Ich glaube, es wird nicht viele Änderungen geben, der Kader ist sehr gut und dazu kommen einige Verletzte zurück", sagte Schöttel. Das Hin und Her um den vorzeitigen Abschied von Stürmer Sanel Kuljic sei weder für den Spieler noch für die Trainer und den Verein ein zufriedenstellender Zustand.

Es könne sein, dass er bleibt. "Wenn man Spieler im Kader hat, die Tore schießen, ist das immer gut. Ich habe das Glück, dass ich viele gute Stürmer habe, man braucht jeden Typ von Angreifern", erklärte Schöttel. "Es wird sich jetzt weisen, wen wir behalten und von wem wir uns trennen werden."

"Ich kam in die Kabine und Stronach wollte einen neuen Trainer"

Helmut Kraft hat von der Trennung schon am Samstag unmittelbar nach dem höchsten 4:0-Saisonsieg (daheim gegen den LASK) erfahren. "Ich kam in die Kabine, und Ernst Neumann hat mir mitgeteilt, dass Frank Stonach einen neuen Trainer will. Stronach ist der Boss, und er schafft an. Ich glaube, Neumann ist es schwer gefallen, mir die Entscheidung mitzuteilen", so der Tiroler.

Seine Mannschaft habe sich extrem gut und schnell an die Bundesliga gewöhnt, je länger die Saison gedauert habe, desto besser sei sie geworden. Außerdem habe das Trainerteam perfekt funktioniert, sagte Kraft aus dem Mauritius-Urlaub. Die Reise, die er am Sonntag antrat, war schon vor der Entscheidung, die ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen habe, gebucht worden. "Jetzt will ich Abstand gewinnen und habe Zeit abzuschalten", meinte der 51-Jährige Tiroler, dessen Vertrag noch bis Mai 2010 gelaufen wäre. 

Mit Schmidt und Kreissl

Peter Schöttel hat an den ersten zwei Tagen seiner neuen Tätigkeit als Cheftrainer und Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten SC Magna Wr. Neustadt erste Weichen gestellt, erste Gespräche geführt und bereits auch seinen Trainerstab bekanntgegeben. Manfred Schmidt und Günter Kreissl bleiben Co- bzw. Tormann-Trainer, als Konditionstrainer brachte der Kraft-Nachfolger Dritan Baholi mit, mit dem er schon zu gemeinsamen Rapid- und Sportklub-Zeiten zusammengearbeitet hatte.

Der Nachfolger von Helmut Kraft fährt in den nächsten Tagen noch "zweigleisig", muss sich auch als Manager um den Ostligisten Vienna kümmern. Dazwischen redete er auch mit Sanel Kuljic, den Mäzen Frank Stronach aus Kostengründen loshaben möchte. "Er hat meine Meinung gehört und er weiß, welche Varianten es gibt", sagte Schöttel am Mittwoch.

Entweder verlängert der Stürmer zu reduzierten Bezügen, oder er sitzt seinen Vertrag bis Sommer ab oder er kann im Winter kostenlos gehen. Dazu erklärte Ernst Neumann, der geschäftsführende Vereinspräsident: "Ich habe heute mit Kuljic neuerlich gesprochen und ihm ein Angebot unterbreitet. Er erbat sich Bedenkzeit", verriet der Stronach-Statthalter.

Beide Seiten kamen überein, einander knapp vor Weihnachten nochmals zu einem Gespräch zu treffen. "Ich glaube, dann wird es auch eine Lösung geben", meinte Neumann. Es deutet viel daraufhin, dass der Ex-Teamangreifer den Aufsteiger vorzeitig verlassen wird. (APA/red)