Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Archiv

Vor gerade einmal einem Jahr war die Situation im Smartphone-Markt noch eine grundlegend andere: Zwar wurden bereits die ersten Geräte mit Googles mobilen Betriebssystem Android ausgeliefert, das Verhältnis zu iPhone-Hersteller Apple war nichtsdestotrotz noch ein äußerst inniges. Während Apple von der Funktionalität diverser Google-Anwendungen profitierte, freute man sich beim Partner über die Kooperation in Suchfragen. Die Verzahnung der beiden Unternehmen ging so weit, dass Google-Chef Eric Schmidt sogar einen Sitz im Vorstand von Apple inne hatte.

Streit

Doch das Klima sollte sich in den folgenden Monaten rasant ändern, der Aufstieg von Android führte zu einer zunehmenden Entfremdung zwischen den beiden Konzernen. Bereits Mitte des Jahres kam dann mit der Ablehnung der Aufnahme von Google Voice in den iTunes App Store und der nachfolgenden Untersuchung durch die US-Telekommunikationsbehörde FCC der erste große Krach.

Konkurrenz

Schmidt zog sich aus dem Vorstand zurück, auch andere personelle Überschneidungen wurden rasch gekappt. Apple schnappte sich umgehend einen Kartenhersteller und arbeitet seitdem recht augenscheinlich an einer Alternative zu Google Maps. Bei Google hat sich umgekehrt Android klar zur zentralen Plattform für die eigenen Anwendungen entwickelt, mit Programmen wie der kostenlosen Navigationssoftware in Android 2.0 oder auch Google Goggles verschafft man sich einen gewissen Wettbewerbsvorsprung.

Google Phone

Nun scheint sich dieser Wettstreit auf die nächste Ebene auszuweiten: Wie in den letzten Tagen ausführlich kolportiert arbeitet Google mittlerweile an einem eigenen Smartphone auf Android-Basis. Das "Google Phone" mit dem Codenamen "Nexus One" soll ohne Betreiberbindung direkt von Google - unter auch dessen Markennamen - verkauft werden.

Auswirkungen

Zwar wird die Hardware dabei von einem Partner - HTC - hergestellt, der Einstieg eines so bekannten Brands, wie Google es ist, könnte trotzdem nachhaltige Auswirkungen auf den Markt haben. Nicht zuletzt deswegen, da gerade in den USA Mobiltelefone typischerweise ausschließlich in Verbindung mit einem Provider-Vertrag verkauft werden, wie die New York Times spekuliert.

Einschätzung

AnalystInnen sehen hinter dem Engagement von Google eine recht simple Motivation: Das Unternehmen kann es sich in so einem zentralen Wachstumsmarkt wie dem mobilen Web einfach nicht leisten vom Goodwill eines Mitbewerbers abhängig zu sein. Um die Relevanz dieses Segments zu verdeutlichen: In den letzten sechs Monaten sind die Google-Anfragen von mobilen Devices um satte 30 Prozent gewachsen.

Gefahren

Freilich birgt der Vertrieb eines eigenen Google Phones durchaus auch so seine Risiken, könnte man damit doch wichtige Partner verärgern. Zahlreiche Mobiltelefonhersteller haben auf Android als wirksames Gegenmittel zum boomenden iPhone gehofft, mit der Marktmacht von Google könnten sie hier wieder stärker in den Hintergrund gedrängt werden. Auch die Mobilfunkbetreiber werden wohl nicht alle vom Abgang von Exklusivverträgen begeistert sein. 

Abwarten

Auch bleibt abzuwarten, ob das Google Phone überhaupt in der spekulierten Variante auf den Markt kommt, immerhin gibt es zwar recht klare Anzeichen dafür - eine offizielle Bestätigung von Seiten des Herstellers steht hingegen noch aus. (apo, derStandard.at, 14.12.09)