Venedig/Wien - Letzter großer Bahnhof für Venedig-Reisende: Als in der Nacht auf Sonntag der letzte Zug aus der Lagunenstadt am Wiener Südbahnhof einfuhr, wurden die wenigen Fahrgäste von Menschentrauben feierlich begrüßt. Nun ist die Tagesverbindung auf der Schiene Geschichte, Reisende werden in Klagenfurt oder Villach in ÖBB-Autobusse verfrachtet. "Wie das bei Sommerurlaubsreisenden mit drei bis vier Koffern gehen soll, weiß ich nicht", sagt die häufig diesen Kurs fahrende Schaffnerin wehmütig.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es noch: Mit ein bisschen Geschick könnte die Streichung im Frühjahr wieder rückgängig gemacht werden. Denn dank öffentlicher Empörung verhandelt die ÖBB wieder mit der italienischen Staatsbahn Trenitalia, um doch noch eine Zugtrasse zu einem annehmbaren Preis auf der Südbahnstrecke zu bekommen. Das bestätigte ÖBB-Holding-Sprecher Peter Klugar dem STANDARD.

Derzeit ist für Venedig-Fahrten aus Österreich wichtige (und um Milliarden ausgebaute) Pontebbana-Bahn durchs Kanaltal für Trenitalia unattraktiv, weil lukrative Fahrgäste und Subventionen aus Rom fehlen. Zugreisende müssten von der ÖBB angekarrt werden, was freilich nur im Sommer in ausreichendem Maße gelingt.

Also müssten die Österreicher die Schienenmaut allein bestreiten, was der finanziell klammen ÖBB zu teuer ist. Außerdem ist das Verhältnis zwischen ÖBB und ihrem Dauerpartner, dem Ex-Monopolisten in Rom, so schlecht wie nie - weil der ÖBB-Personenverkehr auf der Brennerstrecke nicht mit Trenitalia kooperiert, sondern mit der Deutschen Bahn und der italienischen Privatbahn Ferrovie Nord Milano. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD - Printausgabe, 14. Dezember 2009)