Wer langes Anstellen zu den Hauptöffnungszeiten vermeiden will, sollte mit seinem Bankberater einen individuellen Termin vereinbaren. Viele Bankinstitute zeigen sich um Flexibilität bemüht.

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Wien - Alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit bekommt die Diskussion um die Ladenöffnungszeiten neuen Schwung. Doch nicht nur der Handel feilscht um jede offene Stunde. Auch bei Banken sind die Öffnungszeiten umstritten. Vor allem Berufstätige jammern oft, dass Bankfilialen nach Büroschluss schon längst zugesperrt sind. Weil aber auch die Finanzkrise das Vertrauen der Bankkunden strapaziert hat, reagieren nun viele Institute mit dem Zauberwort "Flexibilität".

Die Erste Group etwa hat in einem Probelauf ihre Beratungszeiten seit Jänner ausgedehnt. Von sieben bis 19 Uhr können individuell Termine vereinbart werden. Rund 36.000 Kunden wurden damit außerhalb der normalen Öffnungszeiten seither erreicht. Jetzt wird das Konzept flächendeckend umgesetzt. "Damit legen wir den Grundstein für die nächsten Jahre, weil wir für den Kunden spürbar werden", sagt Peter Bosek, Vorstandsmitglied der Erste Group und für das Retailgeschäft in Österreich zuständig. Er ist überzeugt, damit ein Bedürfnis beim Kunden getroffen zu haben. Bosek denkt auch daran, am Donnerstag die Filialen länger offenzuhalten. Der Samstag bleibe aber weiterhin geschlossen.

 Am Sonntag für Privatkunden

Nicht so bei der Bawag PSK, die seit Juni 128 Filialen auch am Samstag geöffnet hat. Zumindest ein Finanzberater ist in den geöffneten Filialen anwesend. Die Öffnungszeiten der Bawag-Filialen wurden an jene der PSK angepasst, also von acht bis 17 und teilweise auch bis 18 Uhr. "Das Angebot am Samstag wird immer stärker angenommen", hält Manfred Feichter fest, der bei der Bawag für die Bereiche Privat- und Geschäftskunden verantwortlich ist. Feichter führt den Erfolg des Samstag-Konzepts darauf zurück, "dass die Kunden dann weniger Stress haben".

Bei der Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien werden Privatkunden sogar an Sonn- und Feiertagen betreut, allerdings nicht an Weihnachten. Retailkunden sowie Unternehmer können individuelle Termine mit ihren Beratern von Montag bis Freitag in der Zeit von acht bis 18 Uhr vereinbaren. An eine generelle Ausweitung der Filialzeiten denkt man bei der RLB-NÖ/Wien ebenfalls nicht. "Dort, wo es individuelle Bedürfnisse gibt, wollen wir aber flexibel sein", sagt Georg Kraft-Kinz, Vorstandsdirektor der Raiffeisen in Wien.

Viel Zeit für Beratung

Keine Diskussion über die Öffnungszeiten gibt es derzeit in der Bank Austria. Dort zeige eine Kundenzufriedenheitsanalyse, dass der Ansatz, in den bisherigen Öffnungszeiten mehr auf Beratung zu setzen, gut angenommen werde. "Durch den hohen Automatisierungsgrad haben unsere Berater entsprechend viel Zeit für die intensive Beratung", sagt ein Sprecher der Bank.

Nicht so locker läuft die gelebte Flexibilität für die jeweiligen Berater, deren Arbeitsrhythmus sich dadurch verändert. "Daran müssen wir noch feilen", sagt Bosek zum Standard, denn mit den derzeitigen Verträgen oder Teilzeit-Lösungen könnten Überzeiten nicht immer gehebelt werden.(Bettina Pfluger, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 14.12.2009)