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Harald Schmidt.

Foto: AP

Es hätte gutgehen können. Der Hype im Vorfeld jedenfalls war gewaltig. Allein das lohnt sich für Intendant Christoph Meyer. Immerhin ist ihm in Düsseldorf der Coup gelungen, mit Harald Schmidt und der Lustigen Witwe zwei Prominente zu verkuppeln: den Lästerer im TV-Nachtprogramm. Und den Lehár-Hit, der dem kriselnden Genre Anfang des vorigen Jahrhunderts noch einmal eine Frischzellenkur verpasste.

Um bei diesem musikalischen Feuerwerk den Funken nicht überspringen zu lassen, muss man sich schon anstrengen. Regietheaterübergriffen hatte Schmidt in Interviews mit Biertischverve wortreich abgeschworen. Gut. Geschenkt. Dafür müssten eh mindestens die Spitzen-Profis der Branche ran.

Das Verblüffende aber war dann, dass er und sein Regie-Kompagnon Christian Brey der Operette auch die große Show, den Nummern ihren schmissigen Rahmen und dem musikalischen Charme das ästhetische Bühnencharisma vorenthielt. Hinterm Lametta-Vorhang gab es nämlich nur ein Halbrund aus einem guten Dutzend steriler, drehbarer Spiegelelemente und drei übergroße Jeff-Koons-Imitate. Das ging nicht über eine alte Fernsehshow-Ästhetik hinaus, war nur nicht so perfekt und ohne den (zumindest erinnerten) Glanz.

Da es aber erklärtermaßen (und auf der Bühne auch tatsächlich) keine Spur einer Deutungsambition gab, bleibt es vor allem schleierhaft, was an einer Kleiderordnung, genau neben einer typentsprechenden Eleganz, die Petra Bongart hier dem Personal verordnet hat, wirkungsvoller sein soll als an den Operettenuniformen, den rauschenden Ballkleidern, der Grisettenkluft oder dem weißen Heesters-Schaal.

Was hier meist ganz unverblümt wie eine Nummernshow über die Rampe ging, war Schwarz-Weiß-Fernsehen, etwas gequält auf Farbe getrimmt und mit ein paar Grobheiten aus dem Unterschichtenfernsehen garniert. Und das trotz des erstklassigen Danilo Will Hartmann und der souveränen Morenike Fadayomi als Hanna Glawari. Immerhin stemmten sich Axel Kober und die Düsseldorfer Symphoniker gegen die ziemlich fade Szene, was freilich für das Ganze nur die halbe Miete war.

Einige Gags waren unverkennbar von Schmidt, in der zweiten Pause gab er aus dem Off den Pausenclown: Mit der Ansage, wer im Publikum "Dein ist mein ganzes Herz" erwarte, sei in der falschen Operette, war er auf dem Anremplerniveau, wie man es an ihm mag. Mit der Durchsage, dass eine 89-Jährige verlorengegangen sei und auf ihre Eltern warte, auf dem, das man halt so hinnimmt. Ein Beispiel dafür, wie schwer das Leichte zu machen ist. (Joachim Lange aus Düsseldorf, DER STANDARD/Printausgabe, 12./13.12.2009)