Ruth Walz, Karl-Ernst Herrmann, Bruno Ganz, "Der Verwandler" . € 58,- / 224 Seiten, Alexander Verlag, Berlin 2009

Foto: aus dem besprochenen Band

Keine Interviews, keine PR. Der Pfarrerssohn aus dem schwäbischen Unterland, der neben Peter Stein & Co der Berliner Schaubühne glorreiche Zeiten bescherte, hat sich immer hinter seinem mächtigen Bart versteckt. Den Moment größter Berühmtheit erlangte Grüber konsequenterweise dann außerhalb seiner Profession: als Clochard Hans in Leo Carax' Film Die Liebenden von Pont-Neuf (1991).

Drei Wegbegleiter haben nun, ein Jahr nach dem Krebstod des großen Regisseurs, zusammengearbeitet, und seinem Vermächtnis neuen Raum verschafft: Bühnenbildner Karl-Ernst Herrmann hat mit den Bildern der Theaterfotografin Ruth Walz und Texten von Bruno Ganz einen großzügigen Bildband gestaltet, in dem Grüber als Der Verwandler noch einmal auftritt. Erschienen ist der auf Proben- und Porträtbilder fokussierte großformatige Bildband in einer limitierten Auflage von eintausend Stück im Alexander Verlag.

Es sind Bilder und Bildkompositionen, manche notwendigerweise auf Ausklappseiten, in denen die scheinbar grenzenlosen Landschaften großer Bühnenbilder (für die Grüber meist Maler engagierte) zu Gemälden werden; Fotos, die ihre Details bis an den hintersten Horizont fassen. Und in denen aneinandergereihte Szenen scheinbar in Bewegung geraten. Mit ihnen auch die Gesichter der Schauspieler - Bernhard Minetti, Otto Sander, Angela Winkler, Jutta Lampe oder Bruno Ganz, in Die Bakchen, Faust oder König Lear.

Zwischen den Bildseiten liegen wie gesammelte Flatterpost aus langen Zeiten liebevolle und sehr persönliche "Briefe" von Bruno Ganz, faksimiliert auf transparenten Pergamentblättern. Sie beschreiben den Menschen Grüber, seine Gesten, außergewöhnliche Momente mit ihm, in seiner Arbeit ("Tiefe, rätselhafte Bilder" ), in großer Zuneigung. (Margarete Affenzeller, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 12./13.12.2009)