Winterfit mit Pudelhaube und Skibrille. Der erste Schnee kann kommen.

Foto: Gabriele Gluschitsch

Wuf hatte damals zwar die gleiche Uhr wie David Hasselhoff, nur K.I.T.T. konnte er darüber nicht rufen. Das machte aber nix, weil gegen den Wuf war der Hasselhoff ein Milchbubi sondergleichen. Die Mädels fingen zwar schwer zu seufzen an, wenn sie an Hasselhoff dachten, aber wenn sie den Wuf sahen, waren sie voll da, richteten sich die Haare, leckten sich die Lippen, als würden sie dafür bezahlt und lächelten, als würden sie April, May oder June heißen.

Wuf spielte mit einer Hingabe und Begeisterung Jazz-Piano, dass er oft nach Schulschluss noch ein wenig im Musik-Zimmer vor sich hin klopfte. Oft vor einem vollen Klassenzimmer, weil keiner ans Heimgehen dachte, wenn der Wuf nur vor sich hinklimperte. Er saß dabei nicht am Klavier, er lümmelte derart im Sessel, wie auch im Unterricht zuvor, dass man permanent Angst hatte, er würde jeden Moment unters Klavier reinrutschen. Aber die Mädels hätten ihn von da schon immer rausgefangen.

Wuf rockt die Kirche
Es war auch die Zeit, als die Kirchen gut gefüllt waren. Wuf spielte und sang in mehreren Bands und Chören - darunter auch Kirchenchören und er war wohl einer der Gründe, warum die Kirche gerammelt voll war. Und wenn Wuf bei einem Gospel ein besonders dreckiges Piano-Solo hinlegte, dann fühlten sich die Kirchengeher wie beinharte Revoluzzer und sprachen von der wildesten Rock-Messe, die es je in der Gemeinde gegeben hat.

Am schönsten fand ich mit dem Wuf aber immer die Vorweihnachtszeit. Der Wuf fuhr nämlich immer mit dem Fahrrad. In der Früh in die Schule, am Nachmittag zur einen, am Abend zur anderen Probe. Am Samstag zum Adventkonzert, am Sonntag zur Messe. Die Kette seines Mountainbikes, die er wohl selten schmierte, quietschte oft, wenn Regen, Schnee und Salz das letzte bisserl Öl runtergewaschen hatten. Das hatte den Vorteil, dass man schon rechtzeitig hörte, aus welcher Richtung er kam. Der Wuf, im Winter am Fahrrad, war nämlich ein Anblick, den man sich nicht entgehen lassen konnte. Da konnte Hasselhoff seine Brusthaare aus dem Hemd schauen lassen, wie er wollte - jetzt einmal abgesehen davon, dass der Knight Rider nicht einmal halb so viel Brustpelz hatte wie der Wuf mit 16 Jahren - nach ihm hätte sich niemand umgedreht, wenn auf der anderen Straßenseite der Wuf dahergequietscht wäre.

Das Outfit
Er trug eine dicke Jacke, ordentlich dicke Handschuhe aus diversen Kunststoffen, eine dieser dreizackigen Wollmützen - vermutlich war aber auch die aus Kunststoff - und eine Skibrille. Den ganzen Winter durch fuhr der Wuf mit den Pistenglasln im Gesicht Fahrrad. So tränten ihm die Augen nicht, weil der kalte Fahrtwind nicht durchkam, er konnte selbst bei Schneefall fahren, weil er nicht bei jedem Flankerl blinzeln musste, sogar Regen konnte seinem Sichtfeld nichts anhaben. Und durch die Tönung der Skibrille fand er sich auch bei strahlend schönem Wetter und Schnee rundum zurecht, weil er nicht geblendet wurde.

Nur wer den Wuf nicht kannte, wagte es, zu lächeln, wenn er ihn so radeln sah. Alle anderen wussten, dass sein Outfit genau zu ihm passt. Und der Wuf war ein Vorreiter! Der moderne Radfahrer mit Helm und aktueller Winter-Skibrille schaut ja auch aus wie ein Faschingspopperl, noch dazu rinnt ihm gerne das Wasser sturzbachweise aus den Augen, weil die Brille nicht am Gesicht aufliegt und es zwischen Scheibe und Augapfel zieht wie beim Zahnarzt. Ich hab mir meine alte Skibrille schon gerichtet. Ich fahr heuer im Winter als Wuf. Mir fehlt nur noch die Retro-Dreizack-Haube. (Guido Gluschitsch)