"There Is An Ocean ..."

Foto: Glitterhouse

Best of ...

... Album:
SCOTT MATTHEW
There Is An Ocean That Divides And With My Longing I Can Charge It With A Voltage That's So Violent To Cross It Would Mean Death
(Glitterhouse/Hoanzl)
Der Australier mit der wehklagenden Kopfstimme ist mit einer Ukulele bewaffnet und spielt die traurigste und zerbrechlichste Musik des Planeten. Tausend Tränen tiefe Sehnsucht. Herzerweiterung.

... Newcomer:
THE DEAD WEATHER
Horehound
(SonyBMG)
Jack White (The White Stripes) und Alison Mosshart (The Kills) sind zwar keine Newcomer, ihr heuer in wenigen Tagen hingerotztes gemeinsames Freizeitprojekt ist allerdings nichts weniger als das beste, dreckigste, fertigste und, ja, rockigste Junkie-Rock-Poser-Rockalbum der Nullerjahre. Musik für Modernisierungsverweigerer. Jawoll!

... Österreich:
KREISKY
Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld
(Wohnzimmer)
Franz Wenzl hat eine solide katholische Erziehung hinter sich gebracht. Er verarbeitet diese Lebensnot mit bockigem, störrischem Brachialrock. Dieser wettert gegen alles, was der Fall ist. Er hasst sich selbst und das Land um ihn herum. Und er klingt derart österreichisch, dass einem angst und bange wird.

... Re-Issue:
KRAFTWERK Der Katalog (EMI) - die wichtigste deutsche Band ever entstaubt ihr Gesamtwerk und klingt modern wie früher.
Auch die Studioalben der BEATLES (EMI) wurden geputzt und klingen ziemlich punkig.
Drei Alben von THE GUN CLUB (Hoanzl), darunter das geniale Miami, wurden mit Bonusmaterial wiederaufgelegt. Wer wissen will, wo The White Stripes wildern.

... Helden:
HEAVY TRASH
Midnight Soul Serenade
(Crunchy Frog)
Der Tag, an dem Jon Spencer ein schlechtes Album veröffentlicht, wird niemals kommen. Mit seinem dreckigen kleinen Rock-'n'-Roll-Punkprojekt Heavy Trash lieferte er heuer die wildesten Asozialensongs ab, seit die Stray Cats zahm wurden. Mark E. Smith und The Fall hatten heuer nur ein Livealbum am Start.

... Absturz:
ANTONY
The Crying Light
(Rough Trade)
Er ist ein Guter. Es wird des Guten aber etwas zu viel. Der New Yorker lieferte mit seinen neuen Weltschmerzz-hymnen zwar topcheckermäßige Spitzenware ab, Duette mit jedem, der nicht schnell genug flüchten kann, sowie ein schwachbrüstig geknödeltes Nessun Dorma für einen Kaffeesiederkonzern waren dann aber nur noch ärgerlich.
(DER STANDARD, Printausgabe, 11.12.2009)