Die Caritas ihr Salzburger Angebot der Notschlafstelle um die ganzjährig geöffnete Tagesbetreuung "7days" für Jugendliche zwischen zwölf und 18 erweitert.

Foto: Caritas

Salzburg - Sonja ist gerade 17 geworden. Dass sie einen großen Teil ihrer Zeit auf der Straße, im Winter in den beheizten Passagen diverser Einkaufszentren, verbringt, sieht man ihr nicht an. Streng genommen ist sie nicht obdachlos, eher entwurzelt und ausgestoßen. Wann sie das letzte Mal zu Hause war, will sie "der Zeitung" genauso wenig sagen wie ihren eigentlichen Vornamen. Es gehe auch niemanden etwas an, wie sie zu Geld für Zigaretten, Alkohol und Bekleidung komme.

Allein in der Stadt Salzburg dürften nach Schätzungen von Sozialarbeitern an die 100 junge Menschen zwischen zwölf und 18 Sonjas Schicksal teilen. Tendenz: steigend. Balthasar Göritzer, Sozialarbeiter der Jugendwohlfahrt Salzburg Umgebung, kennt die Gründe, warum Kinder das Elternhaus verlassen: "Stress mit den Eltern, Alkoholprobleme oder Versagen der Eltern in der Beziehungsarbeit, mäßiger Schulerfolg und Rebellion." Auf der Straße würden sich die Jugendlichen dann in Gruppen zusammenschließen und "einen sozialen Raum finden, wo sie sich angenommen fühlen" . Der Weg führe häufig zur Kleinkriminalität und in den Versuch, mit Drogen zu dealen. Auch Prostitution - "von Mädchen wie von Burschen" - sei ein Thema, so Göritzer.

Notschlafstelle

Finden die "Straßenkinder" nicht anderswo eine Bleibe für die Nacht, bleibt ihnen oft nur der Weg zur Jugendnotschlafstelle der Caritas, "Exit7" . Die Zahl sieben leitet sich von der Adresse Siezenheimerstraße 7 im Stadtteil Maxglan ab. Nun hat die Caritas das Angebot der Notschlafstelle um eine ganzjährig geöffnete Tagesbetreuung für Jugendliche zwischen zwölf und 18 erweitert. "7days" bietet neben einer Grundversorgung mit Essen auch Beschäftigungs-, Informations- und Freizeitangebote sowie Beratung und Begleitung. Die Finanzierung der Einrichtung, mit einem Jahresbudget von 180.000 Euro, erfolgt durch Stadt und Land Salzburg.

Der Bedarf ist jedenfalls da: Seit Projektstart Mitte Oktober wird 7days im Schnitt von fünf Jugendlichen am Tag genutzt, die zum überwiegenden Teil aus der Notschlafstelle Exit7 kommen. "Wir gehen jedoch davon aus, dass - wenn die Einrichtung bekannter wird - sich auch neue Jugendliche bei uns einfinden werden" , so Caritas-Sozialarbeiterin Josephine Stainer.

Wichtigster Ansatzpunkt, um die Kids wieder von der Straße zu holen, ist bei 7days die Tagesstruktur. Ab Jahresbeginn wird es entsprechende Angebote im kreativ-handwerklichen Bereich geben. Das Ziel lautet, die Jugendlichen aus ihrer prekären Lage herauszuführen und ihnen Entwicklungschancen zu geben. (Thomas Neuhold, DER STANDARD - Printausgabe, 11. Dezember 2009)