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Der Redner-Präsident: Barack Obama gab in Oslo ein weiteres Beispiel seines Talents.

Foto: reuters/KEVIN LAMARQUE

Mit "Dankbarkeit und Demut" hat Barack Obama in Oslo den diesjährigen Friedensnobelpreis entgegengenommen. Kritikern, die bemängelten, der US-Präsident habe noch nichts Großes erreicht, gab Obama recht.

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Oslo - US-Präsident Barack Obama sieht sich auch als Friedensnobelpreisträger der Sicherheit der USA verpflichtet. Die Annahme des Preises bedeute nicht, dass er angesichts der Bedrohungen für die USA die Hände in den Schoß legen werde, sagte Obama am Donnerstag in Oslo in seiner Rede zur Entgegennahme des Preises. Die Anwendung von Gewalt sei manchmal gerechtfertigt.

Obama würdigte zwar gewaltlose Aktionen wie die von Mahatma Gandhi oder Martin Luther King. "Aber als Staatsoberhaupt, das geschworen hat, meine Nation zu schützen und zu verteidigen, kann ich mich nicht nur von deren Beispiel leiten lassen."

Der amerikanische Präsident nutzte weite Passagen seiner Rede, um Kritik an seiner Afghanistan-Politik grundsätzlich zu begegnen. "Eine gewaltlose Bewegung hätte Hitlers Armeen nicht gestoppt, und Verhandlungen werden die Anführer von Al-Kaida nicht überzeugen, die Waffen niederzulegen."

Seinen Friedensnobelpreis nahm Obama mit "tiefer Dankbarkeit und großer Demut" entgegen. Der Preis spreche die höchsten Bestrebungen der Menschen an, sagte er beim Empfang der bedeutendsten internationalen Auszeichnung. "Ungeachtet aller Grausamkeiten und Mühsal in unserer Welt sind unsere Handlungen doch von Bedeutung, wir sind nicht nur Gefangene unseres Schicksals."

Die Bekanntgabe der Ehrung im Oktober hatte ein geteiltes Echo ausgelöst, da die USA unter Obama derzeit im Irak und in Afghanistan Krieg führen. In der vergangenen Woche hatte der US-Präsident angekündigt, 30.000 zusätzliche Soldaten an den Hindukusch zu entsenden. Das Nobel-Komitee hatte seine Entscheidung mit den "außerordentlichen Bemühungen" des US-Präsidenten um die atomare Abrüstung und die internationale Zusammenarbeit begründet.

"Ich kann nichts erwidern"

Verglichen mit anderen großen historischen Figuren wie Albert Schweitzer und Nelson Mandela sei das bisher von ihm Erreichte gering, gab Obama zu. "Zudem gibt es Männer und Frauen rund um den Erdball, die im Gefängnis sitzen und geschlagen werden, weil sie nach Gerechtigkeit streben." Er könne denjenigen nichts erwidern, die darauf verwiesen, dass diese Menschen "die Ehre sehr viel mehr verdient haben als ich" . Auch sei er als US-Präsident für die Stationierung tausender junger Amerikaner in einem fernen Land verantwortlich. "Einige werden töten. Andere werden getötet." Er sei sich der Kosten bewaffneter Konflikte bewusst.

Während der Zeremonie im Rathaus von Oslo, an der auch Norwegens König Harald V. und Königin Sonja teilnahmen, verteidigte das Nobel-Komitee die Auszeichnung für den US-Präsidenten. Der Vorsitzende des Komitees, Thorbjörn Jagland, sagte, Obama selbst habe den Preis als einen "Aufruf zum Handeln" bezeichnet. Das Preisgeld von zehn Millionen schwedischen Kronen (952.426 Euro) will Obama einer NGO stiften. (Reuters, dpa, AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 11.12.2009)