Wien - Der renommierten, in Deutschland lebenden iranischen Künstlerin Parastou Forouhar wurde am Wochenende die Ausreise von Teheran nach Deutschland verweigert und ihr Pass entzogen. Das Informationsministerium habe Anklage gegen sie erhoben, die genauen Vorwürfe habe man ihr allerdings noch nicht mitgeteilt, sagte die Künstlerin im Telefon-Interview mit dem Ö1-Morgenjournal am Donnerstag.

Forouhar hatte in Wien im vergangenen Jahr etwa in der Orangerie des Belvedere ("Die Macht des Ornaments") ausgestellt und ist derzeit mit Werken auch in der neu eröffneten BrotKunsthalle im Rahmen einer Iran-Schau vertreten. Unterdessen wandte sich Gereon Sievernich, der Direktor des Berliner Martin-Gropius-Baus, wo Forouhars Arbeiten derzeit ebenfalls zu sehen sind, an den iranischen Botschafter, damit dieser sich für eine Ausreise der in Offenbach lebenden Künstlerin einsetzt.

Einmal jährlich reist Forouhar in ihre Heimat, um der grausamen Ermordung ihrer Eltern durch den iranischen Geheimdienst 1998 zu gedenken. Anfang November hatte sie Interviews zum Jahrestag gegeben. Dabei protestierte sie dagegen, dass man versuche, ihre Gedenkfeiern zu verhindern. Diese Interviews seien nun Grundlage für die Anklage, habe man ihr mitgeteilt. "Man versucht durch solche Mechanismen die Kräfte in der Gesellschaft einfach zu zermürben". Gleichzeitig begegne ihr viel "Zusammenhalt und Solidarität, das ist sehr wichtig, damit die Menschen in ihrer Angst nicht alleine sind." Was nun im Iran mit ihr passieren werden, darüber werde sie "erst nachdenken, wenn ich genauere Informationen haben". In "ihrem Land" Iran bleiben zu müssen, mache ihr keine Angst, ihren Prozess empfinde sie vor allem als Schikane. (APA)