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Rektor Winckler bietet den BesetzerInnen einen Kompromiss an.

Foto: APA/Neubauer

Die Universität Wien hat den BesetzerInnen beim heutigen dritten Dialogforum einen Kompromiss angeboten. Man will den Protestierenden drei Büroräume und ein großes Vorzimmer im Hauptgebäude der Universität Wien überlassen, sofern die Besetzung im Audimax aufgegeben wird. Für größere Veranstaltungen sollen allerdings auch außerhalb der Lehrveranstaltungszeiten die Hörsäle genutzt werden können. Ab 17 oder 18 Uhr sei das Audimax sowieso frei. "Wir wollen ihnen alternative Räumlichkeiten anbieten", sagte Vizerektorin Christa Schnabl. Die Räumlichkeiten wollen die BesetzerInnen in nächster Zeit besichtigen. "Natürlich gibt es eine Schlüsselübergabe", betonte Rektor Winckler auf Nachfrage der Studierenden, allerdings sei die ÖH verantwortlich.

Dass derzeit nur mehr zwei bis vier Studierende untertags die Stellung halten, stehe in keinem Verhältnis zu den verlegten Lehrveranstaltungen, wird von Seiten des Rektorats kritisiert. Vom Audimax-Plenum gibt es derzeit noch keine gemeinsame Reaktion auf die Angebote: "Es wird allerdings schon länger eifrig über Exit-Strategien diskutiert", sagte ein anwesender Besetzer. Thomas Fussenegger, von der AG Jus und Gegner der Besetzungen, gehen die Angebote des Rektorats zu weit: "Es kann nicht sein, dass eine Besetzung wie diese belohnt wird und zusätzliche Räumlichkeiten bekommt."

Sitzung zu Uni-Budget

Das Angebot der Uni-Leitung steht auf jeden Fall bis zum für Freitag Abend angekündigten Plenum der Besetzer. Wenn die Hörsäle am Wochenende freigegeben würden, könne der Lehrbetrieb vermutlich noch vor Weihnachten, jedenfalls aber nach den Ferien wieder aufgenommen werden.

Im nächsten Monat soll eine Arbeitsgruppe zum Thema Frauenförderung mit Vizerektorin Schnabl zusammenarbeiten. Weiters wird ein Studierendenbeirat installiert, der sich um die Anliegen von Studierenden mit Behinderungen kümmern soll. Rektor Winckler erklärte sich außerdem dazu bereit bei einem eigenen Termin Einblicke und Erklärungen zum Uni-Budget zu geben.

Am Ende der Sitzung forderte Rektor Winckler erneut ein rasches Ende der Besetzungen: "Wenn Sie das fortsetzen, schaden Sie sich selbst und der Universität."

Besetzer verweigern vorerst Abstimmung über Abzug

Die Besetzer des Audimax wollen das Ultimatum von Rektor Winckler oofenbar verstreichen lassen. Sie wollen noch kein konkretes Angebot vom Rektorat erhalten haben, es sei daher "unangebracht, vom morgigen Plenum schon eine endgültige Entscheidung zu erwarten", heißt es in einer Aussendung.

Schließlich würde ein Ende der Besetzung "nicht nur Studierende betreffen, auch zahlreiche Obdachlose, die derzeit im Audimax Zuflucht suchen, würden vor Weihnachten wieder in die Kälte geschickt". Sollte das Rektorat jedoch rechtzeitig vor dem Plenum ein konkretes Angebot vorlegen, "soll es um 19.00 Uhr vom Plenum des Audimax erstmals diskutiert werden".

Kritische Universität vorgestellt

Heute wurde an der Akademie der bildenden Künste die "Kritische und Solidarische Universität" (kurz KriSU) vorgestellt. Einige hundert Personen - sowohl Studierende, Nicht-Studierende als auch Professoren -  wollen in einem offenen Projekt unter anderem über Gesellschaft, Kapitalismus und Herrschaftsverhältnisse diskutieren. Im Gegensatz zu manch anderen Stimmen aus dem Audimax weisen sie ausdrücklich darauf hin, dass die Uni-Proteste in einem "gesamtgesellschaftlichen Kontext" gesehen werden müssen und die Forderungen nich nur den universitären Bereich betreffen. Unterstützt wird die Intiative unter anderem von Jean Ziegler, Elfriede Jelinke und Paul Singer.

Bundespräsident Fischer spricht mit BesetzerInnen

Einige BesetzerInnen in Graz hatten heute die Möglichkeit mit Bundespräsident Heinz Fischer zu sprechen, der an der TU Graz Gast bei den Sub auspiciis Promotionen war. Eine halbe Stunde wurde mit ihm über die Protestbewegung und die Probleme im Bildungssystem gesprochen und anschließend ein offener Brief an die Mitglieder des Nationalrates übergeben, den Fischer Nationalratspräsidentin Prammer übergeben wird. (edt/derStandard.at, 10.12.2009)