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Ausgegangen war der Protest von Österreich. Danach forderten auch zahlreiche Studenten in Deutschland bessere Studienbedingungen. Heute, Donnerstag, wollen viele von ihnen noch einmal zu einer Großdemonstration in Bonn zusammen-kommen. Dort tagen zur gleichen Zeit auch die Kultusminister der Länder.

Foto: EPA/FRISO GENTSCH

"Wir streiken für bessere Bildung!" - "Solidarität mit Österreich!" Transparente dieser Art hängen seit Wochen an zahlreichen Universitäten in Deutschland. Wie in Österreich waren auch in der Bundesrepublik Hörsäle besetzt worden. Nun jedoch können die deutschen Studenten einen ersten Erfolg verbuchen.

Die Kultusminister der 16 Bundesländer fordern von den Hochschulen eine Reform der umstrittenen Bachelor-Studiengänge. Diese sind den protestierenden Studenten ja ein besonderer Dorn im Auge. "Studierbarer" sollen diese werden, verlangen die Kultusminister. Das bedeutet: Die Fülle des Lehrstoffes und die Anzahl der Prüfungen sollen begrenzt, die Studienzeiten insgesamt flexibler gestaltet werden.

Ein entsprechendes Konzept für Bachelor- und Masterstudiengänge, das bundesweit gelten soll, wollen die Minister heute, Donnerstag, bei ihrem Treffen in Bonn beschließen. Zuvor möchten ihnen tausende Studenten noch etwas "Nachhilfe" zukommen lassen. Sie planen ebenfalls heute, Donnerstag, in Bonn eine Großdemo.

Bis zu acht Semester

Doch grundsätzlich gehen die Forderungen der Kultusminister in jene Richtung, in die die deutschen Studenten auch wollen. Nach den Vorstellungen der Länderpolitiker soll das Bachelor-Studium von den Universitäten nicht einheitlich auf sechs Semester begrenzt werden. Je nach Studienfach könne das Bachelor-Studium auch sieben oder acht Semester dauern. Allerdings sind sie der Meinung, dass die Gesamtregelstudienzeit, einschließlich des Masterabschlusses, weiterhin fünf Jahre betragen soll.

Zudem heißt es in dem Papier der Minister: Die Universitäten sollen das Studium künftig so organisieren, dass die Studenten pro Woche nicht mehr als 32 bis 39 Stunden mit Vorlesungen, Seminaren, Praktika und dem Selbststudium beschäftigt sind.

Zwist um Masterstudiengang

Allerdings sind nicht alle Kultusminister der Meinung, dass die Zugangshürden zum Masterstudium abgeschafft werden müssen. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) möchte einen freien Zugang zum Masterstudium. Doch auch die Universitäten wollen an den Zugangsbeschränkungen festhalten. Eine der wichtigsten Forderungen der Studenten in den vergangenen Wochen war jedoch, diese nun abzuschaffen.

Schavan setzt in der immer noch aufgeheizten Atmosphäre weiterhin auf Deeskalation und meint: "Die Studenten haben recht, wenn sie eine bessere Qualität der Leh-re erwarten. Hochschulen haben recht, wenn sie auf eine Unterfinanzierung seit 40 Jahren hinweisen. Wir haben jetzt die Chance, diese Fehler zu korrigieren."

Den Demonstranten in Deutschland war zuletzt sogar das Staatsoberhaupt beigesprungen. Bundespräsident Horst Köhler hatte diejenigen im Bund und "vor allem" in den Ländern kritisiert, die geglaubt hätten, man könnte das Hochschulwesen kostenneutral umbauen und vielleicht sogar durch die Einführung der Bachelor-Studiengänge Geld sparen. (Birgit Baumann aus Berli, DER STANDARD, Printausgabe, 10.12.2009)