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Ein Schlaganfall kann schwere körperliche und psychische Folgen haben

Foto: APA/Oliver Berg

Brüssel - Ein von Experten der medizinischen Gesellschaften und Patientenvereinigungen veröffentlichter Bericht ruft die politischen Entscheidungsträger in Europa auf, Maßnahmen gegen Schlaganfälle einzuleiten, die jedes Jahr Tausende von unter Herzflimmern (AF) leidende Patienten betreffen. Unter der häufigsten anhaltenden Herzrhythmusstörung AF leiden mehr als sechs Millionen Menschen in Europa. Dadurch verfünffache sich das Schlaganfallrisiko. AF sei für 15 bis 20 Prozent aller von Blutgerinnseln verursachten Schlaganfälle (ischämischer Schlaganfall) verantwortlich, heißt es in einer gemeinsamen Aussendung.

Patientenzahl könnte sich mehr als verdoppeln

Die Folgen eines Schlaganfalls können nicht nur die Lebensqualität des Patienten empfindlich beeinträchtigen, sondern auch die ihrer Familie und Betreuer. Der wirtschaftliche Schaden, den Schlaganfälle in Europa verursachen, wird auf die immense Summe von 38 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Es wird davon ausgegangen, dass die Zahl der Menschen, die unter AF leiden, bis 2050 um das 2,5-fache ansteigen wird. Dies liege an einer alternden Bevölkerung und einer erhöhten Überlebensrate von Patienten mit einer Disposition zu AF (z.B. Herzinfarkt). Viele der mit AF zusammenhängenden Schlaganfälle könnten durch eine Früherkennung und eine verbesserte Behandlung von AF verhindert werden. 

Maßnahmen zur Prävention gefordert

Die Experten fordern koordinierte Maßnahmen um jährlich Tausende vermeidbarer Schlaganfälle zu verhindern, die bei zahlreichen AF-Patienten zu mentalen oder physischen Beeinträchtigungen oder gar zum Tod führen. Eine Vereinigung von Gesundheitsexperten aus ganz Europa, die Aktion zur Schlaganfallvorbeugung, stellte dazu im Europäischen Parlament ihren Bericht "Wie wir eine Schlaganfall-Krise vermeiden können" vor. 

Der Bericht warnt vor einer regelrechten Schlaganfall-Epidemie in Europa. Die Empfehlungen des Berichts bestehen aus: Verbesserung der Aufklärung von Patienten, AF-Diagnose und Schlaganfallrisikoeinschätzung, neue Vorbeugemaßnahmen, verbesserter Austausch erfolgreicher Behandlungsmethoden zwischen den Mitgliedsländern, Entwicklung von Strategien zur Einhaltung von Richtlinien und die Bereitstellung gleicher und angemessener Therapiebedingungen für AF-Patienten. 

Medizinischer Bedarf bei der Schlaganfallvorbeugung 

Die Mehrzahl der Schlaganfälle könne verhindert werden, aber fehlende Diagnose und unzureichende Betreuung von AF-Patienten sowie der nicht optimale Einsatz von Antikoagulantia und Nebenwirkungen der aktuell verwendeten Behandlungen führten dazu, dass die Patienten, ihre Familien und Betreuer und auch die Gesundheitssysteme eine übergrosse Last tragen, so Gegory Lip, Professor für kardiovaskuläre Medizin von der Universität Birmingham. 

Kardiovaskuläre Erkrankung

Der Schlaganfall ist die häufigste kardiovaskuläre Erkrankung nach der Herzerkrankung. Hinzu kommt, dass die mit AF in Verbindung stehenden Schlaganfälle schwerer sind, zu größeren Behinderungen führen und einen schwereren Verlauf nehmen als Schlaganfälle bei Patienten ohne AF. Menschen, die einen von AF verursachten Schlaganfall erleiden, bleiben statistisch länger im Krankenhaus, werden mit geringerer Wahrscheinlichkeit nach Hause entlassen und haben eine um 50 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit, dauerhaft an Behinderungen zu leiden. (red)