Bild nicht mehr verfügbar.

Der neue Bundesliga-Präsident Hans Rinner, auch Sturm Graz-Präsident, funkelt seiner Aufgabe entgegen.

Foto: APA/Plankenauer

Bild nicht mehr verfügbar.

"Ich will die Liga nach wirtschaftlichen Kriterien führen und dabei die bestmöglichen Ergebnisse erzielen. Es ist wichtig, die Marke Bundesliga so gut wie möglich zu etablieren und im internationalen Ranking hinaufzuklettern", so die Ziele laut Rinner.

Foto: APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER

Wien - In Nordkorea wäre so ein Ergebnis völlig auszuschließen. Denn der 46-jährige Hans Rinner wurde am Montag anlässlich der 13. Hauptversammlung in Wien mit nur 75 von 80 Stimmen zum Präsidenten der österreichischen Fußball-Bundesliga gewählt. Der Boss von Sturm Graz löst Martin Pucher ab, Mattersburgs Obmann schied freiwillig, er wirkte erleichtert, nahezu glücklich. Rapid, das wie jeder der neun anderen Oberhausklubs quasi fünfmal voten durfte (die zehn Erstdivisionäre zählen jeweils drei), ist stur geblieben, lehnte Rinner ab. Die Begründung ist fast so traditionell wir Rapid selbst, Präsident Rudolf Edlinger ergriff nach der Wahl das Wort: „Wir lehnen diese Doppelfunktion ab. Ich bin überzeugt, dass Pucher das Präsidentenamt redlich ausgeführt hat. Würden wir jetzt Rinner wählen, würden wir posthum Pucher beleidigen." Rapid stimmte einst auch gegen Frank Stronach, für diesen Widerstand wurde der Klub medial gefeiert.

Diesmal liegt der Sachverhalt ein bisserl anders. Edlinger wollte Dietmar Hoscher ins Amt hieven. Hoscher ist sein Spezi, Kuratoriumsmitglied von Rapid und vor allem Vorstand des Liga-Sponsors tipp3. Diese Kombination hätte Edlinger als nicht unvereinbar empfunden. Red Bull Salzburg und die Wiener Austria hätten sich mit Hoscher sogar anfreunden können, als sie in den vergangenen Wochen merkten, dass die Begeisterung bei den anderen äußerst beschränkt ist, schwenkten sie auf Rinner um. Der Preis ist ein schmollender Edlinger. Wobei er das „demokratisch zustande gekommene Ergebnis" akzeptierte. Stunden später sollte Edlinger sagen: „Die Bundesliga ist ein notwendiges Übel. Die Bundesliga braucht Rapid viel mehr als umgekehrt." Er sagte das auf der Weihnachtsfeier seines Klubs in der Vösendorfer Pyramide, danach wurde es übrigens wirklich lustig, Michael Niavarani trat auf.

Meister und Absteiger

Die Hütteldorfer Selbstüberschätzung ist herzig, die Alternative wäre, dass Rapid 36-mal gegen sich selbst spielt, den Meister und den Absteiger stellt. Aber natürlich wird die Unzufriedenheit auch begründet. Edlinger sagt: „Solidarität kann keine Einbahnstraße sein." Anders ausgedrückt: Rapid will mehr Geld aus dem Topf, der vom Fernsehen (ORF und Sky) gefüllt wird. Pro Jahr sind das zwölf Millionen Euro, Rapid bekommt eine Million und ein paar Zerquetschte. 22 Prozent erhält die Adeg Erste Liga, fünf Prozent decken die Ausgaben der Dachorganisation ab. Edlinger verweist auf die höheren Quoten und das belegbare Faktum, „dass wir überall die Stadien füllen. Die anderen Vereine verdienen an uns."
Der TV-Vertrag endet im Sommer, bis zum 15. Jänner hat die Liga das Mandat, gemeinsam neu zu verhandeln. Die Ausgangslage ist nicht gerade famos, die TV-Anstalten haben sich rigorose Sparkurse verordnet. Rapid droht damit, die Heimspiele zu verscherbeln. Der ORF kommt als Partner nicht infrage, er würde seinen öffentlichrechtlichen Anspruch verlieren, Straßenschlachten in Kapfenberg wären eine mögliche Folge.

Die Liga hat ein Zuckerl parat, auf Antrag von Rapid wird der Aufsichtsrat um drei Personen auf acht Mitglieder erhöht (Sturm und Mattersburg, also Rinner und Pucher stimmten dagegen). Die außerordentliche Generalversammlung soll Anfang Februar stattfinden. Vorerst sitzen im höchsten Gremium: Rinner, Austria-Vorstand Markus Kraetschmer, Volker Viechtbauer von Red Bull Salzburg sowie Gerhard Stocker (ehemals Obmann Wacker Innsbruck) und Hubert Nagel (Austria Lustenau) für die zweite Leistungsklasse. Bis auf Rinner bekamen alle 80 Stimmen. Salzburg hält sich aus den Machtspielchen elegant heraus. Viechtbauer: „Wir sehen uns als globalen Player. Österreich ist nur ein wichtiges Standbein." Rapid wird einen Platz im erweiterten Aufsichtsrat erhalten (Edlinger selbst zieht nicht ein), die Wiener Austria und Salzburg fordern das sogar.

Wirtschaft und Manager

Rinner ist ein Mann des Konsens, eine gute Zusammenarbeit mit dem ÖFB sei notwendig: „Ich will die Liga nach wirtschaftlichen Kriterien führen und bestmögliche Ergebnisse erzielen. In Sachfragen bin ich Edlinger nahe." Er nannte „Doping, Wettskandal, TV-Verträge" als Hauptprobleme. „Wir müssen eine Hochleistungskultur leben. Den größten Schaden richten Manager an. Schlecht ist, wenn Talente zu früh ins Ausland gehen und dort versauern." Das hätte auch Edlinger sagen können. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 09.12.2009)