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Verdammt schnell aber nicht ohne Fehler: Bode Miller.

Foto: AP/ Trovati

Beaver Creek - Was macht eigentlich Bode Miller seit seiner Rückkehr ins US-Team? Er schweigt und fällt auf die Nase. Könnte man zumindest meinen, wenn man Millers desaströse Zwischenbilanz ansieht. In bisher sieben Saisonrennen sechsmal angetreten, fünfmal punktlos geblieben, davon dreimal gestürzt. Viel scheint sich also nicht geändert zu haben gegenüber den zwei Jahren, in denen der zweifache Weltcup-Gesamtsieger "unabhängig" war.

Auf den zweiten Blick wird aber klarer, dass Miller noch lange nicht abzuschreiben ist. Der mittlerweile schon 32-jährige Instinktskifahrer hat so spät wie noch nie mit dem Training begonnen, weshalb der vierfache Weltmeister noch klaren Konditionsrückstand hat. Dennoch bewies er schon mehrmals, dass er vor allem in den Speedbewerben schon wieder sehr schnell ist.

"Auf dem Berg war er klar der schnellste Mann"

Mit einem wilden Rodeo-Ritt fuhr er etwa in der Abfahrt von Beaver Creek noch vor dem geschlagenen Topfavoriten Michael Walchhofer auf Platz vier, zuvor war er in der Kombiabfahrt Siebenter gewesen. Ohne die vielen Fehler hätte er vermutlich zum dritten Mal auf der Birds of Prey sogar den Abfahrts-Klassiker gewonnen. "Denn auf dem Berg war er klar der schnellste Mann", lobte auch Millers Head-Rennchef Rainer Salzgeber.

In einer Beziehung scheint Miller auf jeden Fall geläutert zu sein, seit er seine Tochter Neesyn Dacey hat. Er ließ sich in Beaver Creek kein einziges Mal in der früher so oft heimgesuchten Lieblings-Bar "Coyote" blicken. Und selbst bei seiner einzigen Party ging es um die seriöse Präsentation seiner "Turtle Ridge Foundation", über die Miller zusammen mit seiner Familie und Manager Lowell Taub Geld sammelt, um Umweltprojekte und benachteiligte Kinder in New Hampshire zu unterstützen.

"Fehler sind akzeptabel..."

"Fehler sind akzeptabel, wenn man riskiert hat", sagte Miller im Ziel der Raubvogelpiste gegenüber den zahlreichen US-Journalisten, die wie immer in einem Olympia-Jahr zahlreich zu den US-Rennen gekommen, angesichts des tagelangen Millerschen Schweigens aber schon ziemlich genervt waren. Der "neue" Bode Miller möchte künftig vermehrt Ergebnisse sprechen lassen, hieß es. Der "alte" Bode Miller experimentiert wie eh und je mit allem und jedem. In der Abfahrt griff er etwa auf einen alten Ski mit hauchdünnen Kanten zurück.

"Natürlich wäre mir lieber, meine Fitness wäre besser", gestand Miller in Colorado ein. Was ihn wirklich berührt, war nur abseits des Zielraumes zu vernehmen.

Er wünsche sich wie immer Heidelbeer-Kaugummi und neue Socken zu Weihnachten und hoffe, sein ausschließlicher Job nach der Karriere sei der eines Vaters, verriet Miller einer Schulklasse. Bei seinem Benefiz-Abend wiederum drängte er seine Gäste, sich unbedingt kommenden März die Paralympics in Kanada anzuschauen. Die Olympischen Spiele selbst nimmt er offenbar genauso wenig ernst wie vor vier Jahren in Turin. "Olympia", so Miller, "das ist ohnehin nur Politik!" (APA)