Wien/Bern - Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) will die Zahl der heimischen Muslime erheben. Möglich macht das die neue Verfassung, die nach langem Hin und Her vor einer Woche vom Kultusamt genehmigt wurde. IGGiÖ-Präsident Anas Schakfeh glaubt, dass man dadurch "einige 100.000" Anhänger des Islam erfassen wird.

Derzeit wird die Zahl der bekennenden Muslime auf bis zu 500.000 geschätzt. Mit der neuen Verfassung sollen nun vor der anstehenden Neuwahl in der Glaubensgemeinschaft die Muslime durch die IGGiÖ registriert werden. Bei der Zählung geht es auch um die Registrierung für die Wahl, die 2010 stattfindet. Formulare sollen im Internet erhältlich sein.

Was das in der Schweiz beschlossene Minarettverbot betrifft, ist der IGGiÖ-Präsident gegen klare gesetzliche Regelungen zum Bau von Moscheen, wie sie etwa das Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte gefordert hatte. "Ich bin nicht für eine ,Lex Minarett'. Ein Spezialrecht bedeutet eine Ausgrenzung. Wir wollen im Rahmen der bestehenden Gesetze wie alle behandelt werden." Laut einer Gallup-Umfrage (400 Befragte) sind in Österreich 60 Prozent der Bevölkerung gegen ein Minarett-Verbot, 53 Prozent befürworten hingegen ein Verbot der Ganzkörperverschleierung.

Schweiz weiter unter Druck

Gegen das Minarettverbot in der Schweiz regt sich in der muslimischen Welt weiter Protest. Der Iran berief am Wochenende die Schweizer Botschafterin ein und übermittelte ihr scharfe Kritik: Entscheidungen wie das Schweizer Votum gegen den Bau neuer Minarette schürten eine krankhafte Furcht vor dem Islam und Vorurteile gegen Fremde in Europa. In der Schweiz selbst gingen beim Bundesgericht in Lausanne zwei Beschwerden gegen den Referendumsausgang ein. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 7. Dezember 2009)