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Aufmarsch der Polizei beim Stand von 0:2.

Foto: APA/EPA/Neubauer

Wien - "Ich hoffe, dass es schwere Sanktionen für die Austria geben wird." Also sprach Fernando Garcia Macua, Präsident des baskischen Vorzeigeclubs Athletic Bilbao, nach dem 3:0-Europa-League-Sieg im Wiener Franz-Horr-Stadion harsche Worte. Wobei seine Sorge trotz Wurfgeschoßen nach eigenen Angaben weniger der Gesundheit seiner Spieler, sondern jener der mitgereisten Athletic-Fans galt. Tatsächlich war die Stimmung im Franz-Horr-Stadion am Donnerstag von Beginn an feindselig und vergiftet gewesen.

"Sicherlich kein leichter Vorfall"

"Das ist sicherlich kein leichter Vorfall, sondern schon ein schwerwiegender", meinte Thomas Partl, der österreichische Vorsitzende der Kontroll- und Disziplinar-Kammer in der UEFA, am Freitag. "Von einer hohen Geldstrafe, bis zu einem Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit, bis hin zur Platzsperre ist alles möglich." Laut dem Kärntner, der als Österreicher im der UEFA vorliegenden Fall natürlich nicht involviert ist, sei "ziemlich bald" mit einer Entscheidung zu rechnen. Die nächste Sitzung der Kammer ist für Mitte Dezember anberaumt. Bis dahin haben die Clubs die Möglichkeit, zu den Vorfällen schriftlich Stellung zu nehmen.

"Invasion radikaler Neonazis"

Wobei die Provokationen diesmal von Seite der Austria-Fans kamen, die spanische "El Mundo" schreibt am Freitag gar von einer "Invasion radikaler Neonazis". Dass viele Austria-Fans ausgerechnet "Eviva Espana"-Gesänge anstimmten, beantworteten die Basken noch selbstbewusst damit, dass sie ihre mitgebrachten Ikarrunas, die rot-grün-weißen baskischen Fahnen, hochhielten. Allerdings waren auf der Austria-Tribüne auch spanische Fahnen zu sehen, welche die Adler-Embleme aus der Ära der ultrarechten Militärdiktatur von General Francisco Franco zeigten, unter der das baskische Volk einer rigiden Unterdrückung ausgesetzt gewesen war.

"...trotzdem sind wir keine Faschisten"

Diese "antidemokratischen" Fahnen seien ebenso wenig entfernt worden wie ein Banner mit der Aufschrift "Viva Franco", wunderte sich die Zeitung "El Pais" (Internet), die freilich etwas sarkastisch einräumte, dass die inkriminierenden Symbole in der "kultivierten Stadt Wien" vielleicht niemanden aufgefallen seien. Nicht zu übersehen war indes ein Spruchband, auf dem die Austria-Fans nach und nach auf Spanisch folgende Botschaft mitteilten: "Wir mögen Ferien in Spanien und Euskadi, aber wir werden Athletic immer hassen, trotzdem sind wir keine Faschisten."

"Fußball beschmutzt"

Eine Sicht der Dinge, welche die Tageszeitung "El Mundo" nicht recht glauben wollte. Sie betitelte ihren Spielbericht mit der Schlagzeile: "Radikale Neonazis unterbrechen Austria - Athletic für 20 Minuten." Auf den Rängen hätten sich auch "Ultrarechte" aus Italien und Bulgarien ein Stelldichein gegeben, so "El Mundo". Damit hätten die "Ultras" wieder einmal den Fußball "beschmutzt".

"Puta Bilbao"

Allerdings lagen manchen verbalen Scharmützeln wohl auch die Erinnerung daran zugrunde, dass die Austria-Fans beim Hinspiel in der baskischen Hafenstadt von manchen Athletic-Anhängern höchst unsanft empfangen und auch in Folge nicht gerade gastfreundlich behandelt worden waren. Daher hatten die das gesamt Spiel über aus dem violetten Lager ertönenden Rufen "Puta Bilbao" ("Hure Bilbao" oder umgangssprachlich schlicht "Sch...-Bilbao") wohl nicht unbedingt politischen Charakter.

Klare Abseitsstellung

Dass die umstrittenen Entscheidungen des norwegischen Schiedsrichters Svein Oddvar Moen zur hitzigen Stimmung beitrugen, blieb auch "El Pais" nicht verborgen. Freimütig räumte das Blatt ein, dass etwa dem 1:0 durch Francisco Llorente eine klare Abseitsstellung von Javi Martinez vorhergegangen war.

"Solche Vorfälle darf es in einem Stadion nicht geben"

Selbst der Torschütze selbst stellte dies gar nicht in Absprache: "Wir haben Glück gehabt, dass das erste Tor gegeben worden ist. Dadurch war die Sache leichter für uns. Ich verstehe auch, dass sich die Leute über fehlerhafte Schiedsrichterentscheidungen ärgern, aber solche Vorfälle darf es in einem Stadion nicht geben. Was immer auch passiert...". Aus Sicht der Austria-Fans passierte noch allerhand: Ein Foulspiel vor dem 2:0 und ein weiteres Offside vor dem dritten Treffer. (APA)