Viel Geld für gute Spiele

Weihnachten und Ostern auf einmal ist ja gemeinhin ein frommer Wunsch - heuer könnte das für die Konsumenten von Computerspielen zur Realität werden, wenn sie ihre Packerln öffnen. In den vergangenen Monaten sind mehrere außergewöhnlich gute Spiele erschienen, und wer sie noch nicht gekauft hat, kann sie jetzt beim Christkind ordern.

Zumindest bei den Videospielen kommt dazu, dass die drei Anbieter Microsoft, Nintendo und Sony entweder die Preise für ihre Hardware gesenkt haben oder mitunter gleich mehrere Gratisspiele dazupacken. Gänzlich uneigennützig ist das nicht - schließlich schrumpft der Markt für die erfolgsverwöhnte Branche heuer.

Die Hersteller klammern sich an eine andere Hoffnung. Die Marktsättigung mit Konsolen der dritten Generation (Playstation 3 und Xbox 360) hat bei weitem noch nicht jene der zweiten Generation erreicht. Da für die ältere Modelle aber langsam der Nachschub mit neuen spektakulären Spielen austrocknet, spekulieren die Unternehmen auf weihnachtliche Umsteiger. Wer im Schwanken ist, dem stellt der Standard einige mögliche Gründe vor.

 

Fotos: Gamespot; Montage: Th. Korn

Left4Dead 2

Gut, das Spiel fügt sich vielleicht nicht so harmonisch in die besinnliche Weihnachtszeit ein - für all jene, die nichts gegen Splattermovies haben ist es allerdings ein Genuss. Sich mit einer Motorsäge durch Zombie-Horden zu kämpfen oder im Multiplayer-Modus selbst zu einem Untoten zu werden hat einen erstaunlich hohen Unterhaltungsfaktor. (Electronic Arts, für PC und Xbox 360, ab 40 bzw. 55 Euro, ab 18 Jahren)

 

Screenshot: Hersteller

Machinarium

Deutlich familienfreundlicher ist da schon Machinarium. Eine Roboterwelt kann auch ziemlich analog sein. In den handgemalten Szenarien der metallenen Hauptfigur Josef (!) breitet sich, begleitet von elektronischen Sphärenklängen, verträumte Atmosphäre aus, während man die Bildschirmrätsel im Stil alter Adventuregames löst. Vielleicht kann Josef so doch noch seine Welt retten und eine Roboterfreundin finden. (Daedalic/Amatina, für PC und Mac, ab 30 Euro, ab 6 Jahren)

 

Screenshot: Hersteller

LittleBigPlanet für PSP

Ohne Bedenken kindgerecht sind auch die Sackboys, die in der mobilen Version außer der Multiplayerfähigkeit kaum etwas von der kreativen Aura eingebüßt haben. Die Runden der Jump-'n'-Run-Bastelei sind zwar nicht mit dem vor einem Jahr erschienen PS3-Bruder kompatibel, der möglichst fantasievolle Rätsel- und Maschinenbau bleibt aber zugänglich, ohne althergebrachte Gameklischees zu erfüllen. (Sony, ab 40 Euro, ohne Altersbeschränkung)

Screenshot: Hersteller

Forza Motorsport 3, Need for Speed Shift, Gran Turismo PSP

Relativ gefahrlos für die seelische Entwicklung der Kleinen sind auch diese Rennspiele. Für jene, denen es bei virtuellen Autorennen mehr auf den Spaß ankommt, ist wohl der neueste Vertreter der Need-for Speed-Serie (Electronic Arts, für alle Plattformen, ab 31 Euro, ab 3 Jahren) das richtige. Man kann sogar selbst entscheiden, ob man Punkte sammeln will, indem man ruppig oder elegant fährt. Forza Motorsport (Screenshot Microsoft, für Xbox 360, ab 50 Euro, ab 3 Jahren) und Gran Turismo (Sony, für PSP, ab 40 Euro, ab 3 Jahren) setzen hingegen mehr auf realistisches Fahrverhalten und sind somit für den Jenson Button in spe geeignet.

Screenshot: Hersteller

Assassin's Creed 2

Zurück zum Ernst des Lebens, Mord und Totschlag nämlich. In diesem Fall kombiniert mit ein wenig geschichtlicher und architektonischer Bildung. Denn wer immer schon einmal bis zur Kuppel des Domes in Florenz hinaufklettern wollte - und zwar an der Fassade - erfährt hier, wie das ist. Neuerlich schlüpft man in die Rolle eines Attentäters und muss eine Verschwörung aufdecken - Leonardo da Vinci ist dabei eine wertvolle Hilfe. In der Jetztzeit muss sich Hauptfigur Desmond mit dem Abstergo-Konzern herumschlagen. (Ubisoft, für PC, PS 3 und Xbox 360, ab 45 Euro, ab 18 Jahren)

 

Screenshot: Hersteller

Dragon Age Origins

Völlig in der Vergangenheit bleibt dieses Spiel. Bioware, bekannt für erzählerische Qualität, lässt im neuen Epos die Rollenspieltradition hochleben. Die Fantasywelt will von Höllenbrut befreit werden und braucht dazu jede Menge "Graue Wächter". Die dürfen dann nicht nur das Schwert auf dem sehr blutigen Schlachtfeld schwingen, Elfen, Menschen und Zwerge von heute kämpfen sich auch durch Dialoge, um in der Art interaktiver Spielfilme die Handlung voranzutreiben. (Electronic Arts, für PC, Xbox 360, PS3, ab 40 Euro, ab 18 Jahren)

 

Screenshot: Hersteller

Brütal Legend

Nicht minder fantastisch ist diese Verbindung von Musik und Konsole. Denn Heavy Metal ist nicht tot. In seiner klamaukhaften Rückkehr kann die Flying-V-Gitarre sogar zaubern. Aber viel Arbeit im Spaßalbtraum unter Filmrocker Jack Blacks Patronage kann mit einer riesigen Axt und einer automobilen Höllenmaschine erledigt werden. Ein lebendig gewordenes Iron-Maiden-Plattencover mit massig alten Nummern für Junggebliebene über 18. (Electronic Arts, PS3 und Xbox, ab 50 Euro, ab 18 Jahren)

 

Screenshot: Hersteller

GTA: Episodes from Liberty City

Fantasywelten sind natürlich gut und schön, aber es geht doch nichts über Realismus. Wahllos Menschen ohne Konsequenzen zu erschießen, jedes Fahrzeug zu rauben oder zu stehlen, auf das man gerade Lust hat und sich in Drogenkriege verstricken zu lassen ist ja für die meisten von uns Alltag. Für die anderen bietet der neue Teil der GTA-Serie die Gelegenheit dazu. Eigentlich vereint die Disc zwei Spiele, beide können getrennt auch online heruntergeladen werden. Gleich ob als Motorradgang-Mitglied oder Sidekick eines schwulen Nachtklub-Königs verspricht das Spiel stundenlanges Vergnügen und einen hohen Replaywert. (Rockstar, für Xbox 360, ab 40 Euro, ab 18 Jahren)

 

Screenshot: Hersteller

CSI: Deadly Intent

Eher warnen muss man vor der spielerischen Verwertung des TV-Serie. Schließlich sind der eigenen Ermittlungsarbeit äußerst enge Grenzen gesetzt. Wenn man zum Beispiel bereits weiß, dass ein Verdächtiger ein Indiz in seiner Schuhsohle stecken hat, kann man ihn nicht einfach um die Schuhe bitten. Sondern muss erst andere Voraussetzungen erfüllen, ehe das Spiel überhaupt die Chance gibt, die Frage zu stellen. Angesichts bescheidener Grafik wirklich nur für Fans. (Ubisoft, PC, Xbox 360, Nintendo Wii, ab 30 Euro, ab 16 Jahren) (Michael Möseneder, Alois Pumhösel/ DER STANDARD Printausgabe, 4. Dezember 2009) 

 

Screenshot: Hersteller