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Unter Huub Stevens feiert Red Bull Erfolge im Europacup

Foto: AP/Joensson

Es war nicht unbedingt abzusehen, dass sie derart gut zusammenpassen würden, der Trainer Huub Stevens und die Fußballer von Red Bull Salzburg. Hier der Niederländer, der im Ruf steht, ein Disziplinfanatiker zu sein. Dort ein als seelenlos verschrieener Profi-Haufen, der sich an den Dosenmillionen von Dietrich Mateschitz labe, ohne etwas zu leisten, das über Österreich hinaus Aufsehen erregen könnte.

Aber Hubertus Jozef Margaretha - kurz Huub - Stevens hat binnen fünf Monaten eine Mannschaft geformt, die imstande ist, bei den Zusehern Emotionen zu wecken und zumindest in der Europa League genannten zweiten europäischen Leistungsklasse eine gute Rolle zu spielen. Salzburg steht in der Runde der letzten 32, nach fünf Siegen en suite in einer Gruppe mit dem italienischen Traditionsklub Lazio Rom und dem spanischen Verein Villarreal.

Stevens kam am 29. November 1953 in Sittard als dritter von fünf Söhnen des Kumpels Joseph und dessen Frau Mia zur Welt. Der Vater wollte keinen seiner Söhne im Bergwerk sehen, Huub lernte also Schlosser und ballesterte nebenbei bei Fortuna Sittard. Als der Vater bei einem Autounfall starb, war Huub 17 Jahre alt. Beim PSV Eindhoven wurde er zum Klasseverteidiger, der 1978 den Uefa-Cup gewann und 18 Länderspiele absolvierte. In Eindhoven begann auch die Trainerkarriere, die Stevens 1996 zu Schalke 04 führte. Ins Revier passte der Bergarbeiter-Sohn perfekt. Unter ihm holten die Schalker "Eurofighter" auf Anhieb den Uefa-Cup. 2001 fehlten nur wenige Minuten zum Meistertitel. Bayern wurde Champion, Schalke "Meister der Herzen".

Drei Jahre später wählten die Schalker Fans Stevens zum Trainer ihrer Jahrhundert-Auswahl. Da war der Coach längst bei Hertha Berlin gescheitert und vom 1. FC Köln freigestellt worden, weil er sich daheim um seine schwer chronisch kranke Ehefrau Toos kümmern wollte. Der HSV ließ Stevens später aus demselben Grund schweren Herzens ziehen. Neben dem lukrativen Angebot war es vor allem die Art, wie sich Red Bull um seine Frau bemühte, die Stevens im Frühjahr vom Wechsel nach Salzburg überzeugte.

Geradlinig nennt sich der Vater zweier erwachsener Kinder. Und stressresistent, seit er im Alter von acht Jahren mit seinem Tretroller in einen Fluss gestürzt und beinahe ertrunken war. Ob er damals eine besondere Nahtod-Erfahrung gemacht habe, wurde er einmal gefragt. Stevens: "Bei mir war es so, dass ich einfach keine Luft bekommen habe. Das war's." (Sigi Lützow, DER STANDARD Printausgabe, 4.12.2009)